Als Michel Houellebecq 2022 seinen neuen Roman „Vernichten“ veröffentlichte, machte das Gerücht die Runde, es könnte bereits sein letzter sein. Das deutete zumindest die Danksagung aus dem Buch an. Darin hieß es: „Ich bin glücklicherweise gerade zu einer positiven Erkenntnis gelangt (…). Für mich ist es Zeit aufzuhören.“ Passend dazu erweitert „Vernichten“ trotz seines düsteren Titels den enormen moralphilosophischen Korpus des französischen Autors um durchaus friedfertige Gedanken über die Liebe. Ist Michel Houellebecq etwa altersmilde geworden? Mitnichten, wie ein Großteil des gesellschaftskritischen Fundaments des Romans nachweist, das sich mühelos in das skeptische Grundrauschen des Franzosen einordnen lässt. Aber Züge von Naivität, von einer humanistisch-romantischen Weltsicht finden sich eben auch bei Houellebecq. Und das führt sehr direkt zu seiner Verehrung für Neil Young. Michel Houellebecq und Neil Young? Der Autor hat für das gewaltige „Dictionnaire du...