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Es werden Posts vom Dezember, 2023 angezeigt.

Like A Rolling Stone

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Irgendwo zwischen Wilhelm Tell, „Uhrwerk Orange“, John Williams, den „Simpsons“ und „Akte X“ glomm der erste Funke. Meine Eltern spielten und hörten klassische Musik. Rossinis Ouvertüre in seiner Oper zum Schiller-Schauspiel wurde mir zum Herzensöffner für die Musik, weil es so rasant und entschlossen war. Es hatte Action, es erinnerte mich an vieles aus Zeichentrickserien, vielleicht wurde es in einem Looney-Tunes-Cartoon eingesetzt.  Derart begeistert, bekam ich von meinen Eltern den Soundtrack von „Uhrwerk Orange“ zu hören, weil dort nicht nur die „Diebische Elster“ zu hören ist, sondern auch die von Wendy (damals noch Walter) Carlos verfremdete Synthesizer-Version der Wilhelm-Tell-Ouvertüre enthalten ist. Wer glaubt schon, dass man auch für Töne zu jung sein könnte? Von Rossini war es wohl nur ein kleiner Schritt zu John Williams und einer Kompilation mit Stücken, die er mit dem Boston Pops Orchestra aufgeführt hatte. Meine erste CD. Film und Filmmusik, zwei Leidenschaften, die sic

#vanitas

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Auf der Jagd nach dem weißen Kaninchen

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Individualität ist der Götze unserer Zeit. Kaum etwas wird weniger hinterfragt, als der Wunsch, sich selbst zu verwirklichen. Dabei unterliegt die Bedeutung des Ichs im Vergleich zur Gruppe in der beschriebenen Geschichte der Menschheit seit jeher starken Schwankungen.  Noch immer sorgten Naturgewalten oder die natürliche Gewalt der Wissenschaften dafür, dass das eigentlich auf gesichertem Fundament errichtete Selbst- oder Kollektivbewusstsein wieder zurechtgefaltet wurde. Auch wenn der Zersetzungsprozess in verschiedenen Teilen der Welt mit unterschiedlicher Härte und Geschwindigkeit stattfindet. Eine Konstante darf aber als gesichert gelten: Technische oder mediale Wandel gingen stets mit einem Auftrieb des Ich-Bewusstseins einher. Das Internet sorgt mit seiner Vernetzung der Weltbevölkerung für den wohl tiefgreifendsten Antrieb eines neuen, schrankenlosen Individualismus'. Jeder kann sich, zumindest theoretisch, präsentieren, wie er möchte. Fast alles, auch Verbotene

Dies irae

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Onkel Walts Wunderland

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Wir sollten nie vergessen, dass am Anfang eine Maus stand. Das sagte Walt Disney oft, um daran zu erinnern, dass seine (nicht ganz eigenständige) Erfindung von Micky Maus mit einem kleinen Schritt das Universum begründete, das er in wenigen Jahrzehnten mit Heerscharen von Künstlern und treuen Untergebenen erschuf.  Freilich sagte er das, als der charmante Nager bereits anfing, in Vergessenheit zu geraten. Schon die animatorische Herkulesleistung „Fantasia“ mit ihrer legendären Zauberlehrling-Episode diente vor allem dazu, die Maus wieder zurück ins Rampenlicht zu holen, nachdem die Walt Disney Company mit abendfüllenden, märchenhaften Zeichentrickfilmen das Kino mit einer Mischung aus amerikanisch-liberaler Romantik, Hyperemotionalisierung und moralischer Prägnanz verändert hatte, die Urszene des anthropomorphisierten Crazy-Creature-Slapsticks aber zu verdrängen begann. Nicht erst nach Walt Disneys frühem Tod im Jahr 1966, nur elf Jahre nachdem der auch aus heutiger Sicht extrem risiko