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Protokolliertes Tätigsein

Faulheit, das ist nicht nur gewollte Untätigkeit. Es ist auch Arbeiten, das immerzu in Länge und Intensität für sich und andere festgehalten wird. Phlegmatiker dieser Art richten ihr Werk, oder die Kraft, die sie dafür investieren mögen, stets danach aus, welchen Nutzen es ihnen bringt. Tätige Menschen unterscheiden sich von ihnen, weil sie Dinge tun, die der Sache dienlich sind. 

Entpolarisieren

1. Verstehen 2. Verstanden werden

Internet

Fasse dich kurz, sei bildhaft und symbolisch, erzähle eine Geschichte, vereinfache und übertreibe. Max Lisewski

Was ist Brunnengeld?

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Brunnengeld (Substantiv, das)  Aussprache  /ˈbrʊnənˌɡɛlt/  Wortherkunft Zusammensetzung aus den deutschen Wörtern „Brunnen“ und „Geld“.  Definition  Ökonomische Metapher: Brunnengeld bezeichnet das Geld, das für den Kauf von Dingen ausgegeben wird, obwohl man weiß, dass diese Dinge objektiv gesehen keinen wirklichen Nutzen haben oder am Ende sogar einen finanziellen Verlust bedeuten. Dennoch empfinden die Käufer einen subjektiven Wert in der Handlung selbst, vergleichbar mit dem Werfen von Münzen in einen Wunschbrunnen, wobei der eigentliche Nutzen nicht im materiellen Gewinn liegt, sondern in dem Gefühl oder der Symbolik der Tat.  Psychologischer Aspekt: Im weiteren Sinne beschreibt Brunnengeld die Neigung, finanzielle Mittel in Projekte, Produkte oder Erlebnisse zu investieren, deren Erfolgsaussichten oder Nutzen zweifelhaft sind, doch aus emotionalen, kulturellen oder traditionellen Gründen als lohnenswert empfunden werden. Diese Investition kann aus Gründen der Nostalgie, Hoffnun

Der Apokalyptiker (3): Schuld und Sühne

Längst hat sich Haneke auch zum Schauspielerregisseur gemausert, dem die großen Vertreter(innen) der Zunft nur zu gerne in den erzählerischen Abgrund folgen. Das ist das Verdienst von Juliette Binoche, die den Regisseur zur Jahrtausendwende nach Frankreich lockte und mit ihm die überraschend poetische und natürlich dennoch spitzfindige Film-Rhapsodie „Code: unbekannt“ drehte. Der weithin unterschätzte Film sollte längst als eines der Schlüsselwerke Hanekes betrachtet werden, vereint der Regisseur doch hier – mit eindrucksvollen Plansequenzen – alle seine bedeutsamen Themen der frühen Werke mit einer wesentlich zugänglicheren, pointierteren Inszenierung. Schaut man auf die von Terror, Fremdenhass und Demokratieerosion geprägten Gegenwartsdiskurse, dann findet man alle wesentlichen Triebfedern für das, was zur Zeit bewegt, in diesem ergreifenden, aber auch stillen Mosaik von einem Film.  Mit der „Klavierspielerin“ zeigte Haneke 2001, dass es ohne Probleme möglich ist, etwas von Elfr

Der Apokalyptiker (2): Frontalangriff auf die Zerstreuung

Spätestens mit der metanarrativen Zumutung „Funny Games“, der von vielen Zuschauern zumindest skeptisch betrachteten Mediensatire, die Haneke mit großen Stars in Hollywood noch einmal inszenierte, hatte sich der Regisseur als unerbittlicher Gesellschaftskritiker etabliert. Sein subversiver Angriff galt aber immer schon weniger den sozialen Zuständen, als viel mehr den Bildern, die sich die westliche Welt zu Selbstvergewisserung auf die Kinoleinwände und inzwischen auf die Smartphones holt. Darin erkannte er die Lust am Skandal, an der Gewalt, an der Verdummung – am grenzenlosen Konsum von Narrativen, die jede moralischen Reflexion über Sinn und Unsinn des Daseins obsolet macht.  Für Haneke ist diese Form der Unterhaltung lediglich Zerstreuung, die er mit seinen ernsthaften Meditationen über die obskuren Begierden und gewissenlosen Fehlurteile des Bürgertums in Frage stellt. Und in seinen Filmen geht es vor allem um die gut Betuchten, die ihre Schuldgefühle mit teurem Rotwein heru

Der Apokalyptiker (1): Fragmentarische Versuchsanordnungen

Michael Haneke ist einer der letzten Vertreter eines aussterbenden europäischen Kinos, das seinen Zuschauern emotional und intellektuell alles abverlangt. Notizen zum Lebenswerk eines radikalen Denkers.  In einem Interview sagte Michael Haneke einmal, dass er sich nicht als glücklichen Menschen bezeichnen würde. Das dürfte die Zuschauer seiner Filme kaum überraschen. Sie haben keine Happy Ends (und trotzdem drehte der in München geborene Österreicher einen Film mit genau diesem Titel). Sie vermitteln vor allem im Frühwerk den Eindruck, kühl inszenierte Versuchsanordnungen zu sein und in der Regel kommen Menschen und Tiere auf grausame Art und Weise zu Schaden.  „Ich tendiere dazu, melancholisch zu sein“, fügte Haneke seiner Feststellung in dem Gespräch an. „Als Melancholiker kann man sich schon recht glücklich fühlen.“ Jene Dialektik, die der Filmemacher für seine eigene Lebensweise behauptet, prägt auch seine durchaus auf mehrere Arten persönlichen Werke, die stark am minim

Lösungen

Alle großen Probleme der Menschheit resultieren aus Unkenntnis der Gesetzlichkeiten der Psychologie und Ökonomie.

Lektionen der Liebe

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Als ich jungen Jahren nicht weiter wusste, schenkte mir mein Großvater ein Buch von Erich Fromm : „Die Kunst des Liebens“ . In meinen Träumen hatte sich ein bleichzartes Mädchen um meinen Hals geschlungen und wollte sich auch nicht mehr aus den Schattenspielen der Nacht vertreiben lassen. Meine erste bittersüße Lektion der Liebe: Die Idee von Amor mit den Pfeilen ist kein schlechter Witz. Der Wundschmerz resultiert aber daraus, dass man keinen blassen Schimmer hat, warum das Herz eben genau für jene eine zu pochen beginnt. Und dann will diese Pfeilnarbe auch ein Leben lang nicht mehr heilen. Wenn das Unbewusste rebelliert: Szene aus „Vergiss mein nicht“ Die nächste Lektion kam von Psychoanalytiker Fromm. Ich habe sie - genau wie die erste - nie wieder vergessen. Schon mit den ersten Zeilen seines berühmtesten Buchs, „Die Kunst des Liebens“, legte er mir einen Gedanken nahe, der mir bis zu diesem Zeitpunkt nicht einmal im Albtraum gekommen war: Menschen können unfähig zur

Narrationshilfe

„Das Narrative heilt durch Struktur, nicht durch direkte Lebenshilfe.“  Richard Sennett

Auf der Jagd nach dem weißen Kaninchen

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Individualität ist der Götze unserer Zeit. Kaum etwas wird weniger hinterfragt, als der Wunsch, sich selbst zu verwirklichen. Dabei unterliegt die Bedeutung des Ichs im Vergleich zur Gruppe in der beschriebenen Geschichte der Menschheit seit jeher starken Schwankungen.  Noch immer sorgten Naturgewalten oder die natürliche Gewalt der Wissenschaften dafür, dass das eigentlich auf gesichertem Fundament errichtete Selbst- oder Kollektivbewusstsein wieder zurechtgefaltet wurde. Auch wenn der Zersetzungsprozess in verschiedenen Teilen der Welt mit unterschiedlicher Härte und Geschwindigkeit stattfindet. Eine Konstante darf aber als gesichert gelten: Technische oder mediale Wandel gingen stets mit einem Auftrieb des Ich-Bewusstseins einher. Das Internet sorgt mit seiner Vernetzung der Weltbevölkerung für den wohl tiefgreifendsten Antrieb eines neuen, schrankenlosen Individualismus'. Jeder kann sich, zumindest theoretisch, präsentieren, wie er möchte. Fast alles, auch Verbotene

Onkel Walts Wunderland

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Wir sollten nie vergessen, dass am Anfang eine Maus stand. Das sagte Walt Disney oft, um daran zu erinnern, dass seine (nicht ganz eigenständige) Erfindung von Micky Maus mit einem kleinen Schritt das Universum begründete, das er in wenigen Jahrzehnten mit Heerscharen von Künstlern und treuen Untergebenen erschuf.  Freilich sagte er das, als der charmante Nager bereits anfing, in Vergessenheit zu geraten. Schon die animatorische Herkulesleistung „Fantasia“ mit ihrer legendären Zauberlehrling-Episode diente vor allem dazu, die Maus wieder zurück ins Rampenlicht zu holen, nachdem die Walt Disney Company mit abendfüllenden, märchenhaften Zeichentrickfilmen das Kino mit einer Mischung aus amerikanisch-liberaler Romantik, Hyperemotionalisierung und moralischer Prägnanz verändert hatte, die Urszene des anthropomorphisierten Crazy-Creature-Slapsticks aber zu verdrängen begann. Nicht erst nach Walt Disneys frühem Tod im Jahr 1966, nur elf Jahre nachdem der auch aus heutiger Sicht extrem risiko

Invasion der Barbaren

Das intellektuelle Gebrechen der neuen akademischen Mittelklasse ist der grundsätzliche Glaube daran, dass eine Welt möglich sein könnte, in der es keine körperlichen und psychischen Schmerzen, keinen sexuellen Missbrauch, keine erzwungene Unterdrückung von Wünschen, keine Umweltverschmutzung, keine Tierquälerei, keine ökonomische Ausbeutung und auch kein Gefühl der Zurücksetzung mehr gibt. Diese fromm-infantile Vorstellung, die vor allem von den Verheißungen des technologischen Fortschritts angetrieben wird, könnte prinzipiell Nahrung für einen neuen, derzeit noch utopischen Humanismus abgeben. Wäre sie nicht gepaart mit einer erschreckend hedonistischen Haltung, die Kreativität und einen ästhetisierten Lebensstil zur Grundlage des eigenen Handelns macht und damit die meisten Menschen, die dem Zwang der ständigen Neuerfindung des Selbst nicht entsprechen können, in die Depression jagt. Fetisch der Luxus-Mittelmäßigkeit Während sich die so unter Dauerstress gesetzten Erw

Vorne stehen

Wer vorne steht, ist immer Chef. Nur wer in der Lage ist, vorne zu stehen, kann Chef sein. Wer erst einmal Chef geworden ist, muss vorne stehen bleiben - egal, was passiert.  Chef zu sein bedeutet: Türen stets offen zu halten; als erster Antwort zu geben; Verantwortung bedingungslos zu übernehmen; sich im Konfliktfall immer erst vor seine Mitarbeiter zu stellen; in unruhigen Zeiten für alle sichtbar die Ruhe zu bewahren; als erster zu kommen - als letzter zu gehen; Freundlichkeit nicht nur als Herzensgüte zu verstehen, sondern auch als professionelle Haltung an den Tag legen zu können; Probleme bereits zu antizipieren, bevor sie entstehen; Lösungsvorschläge nur dann zu äußern, wenn sie auf Überzeugung beruhen; bei Entscheidungen eine für alle Umstehenden klare Linie zu verfolgen; eigene Fehlurteile laut und deutlich zu benennen und daraus zu lernen; niemals eigene Fehlleistungen anderen Mitarbeitern anzulasten; Flexibilität nicht nur einzufordern, sondern selbst vorzuleben; Pe

Skizzen eines Lebens

Und wenn wir das Leben einmal nicht danach bewerten, ob etwas darin gelungen ist? Sehnsüchte, Träume und Ideen werden viel zu häufig aus dem Gedankenreservoir entsorgt, weil sie zu keinem Ziel führten oder weil sie schlicht an der harten Realität scheiterten. Möglicherweise, wer weiß das schon genau, waren sie nie für eine Verwirklichung bestimmt. Häufig türmen sich diese Entwürfe eines nicht gelebten Lebens zu einem Angstgebirge der verpassten Chancen auf. Taucht auch nur der Hauch einer Möglichkeit am Horizont des Alltags auf, dennoch etwas davon zu realisieren, so rennen nicht wenige blind gegen die Wand. Das liegt vor allem daran, dass der Ereignislosigkeit, eigentlich auch der Resonanzlosigkeit dieser schäumenden Entwürfe, deren Ursprung oft gar nicht nachgeforscht werden kann, nicht die Bedeutung zugemessen wird, die sie verdient. Gewichtete man jenes, das das Leben bestimmt (also alles, das aufgeschrieben, in Lebensläufe gequetscht, von anderen gefeiert oder beweint, mit

Nicht dass ihr noch glücklich seid…

Manchmal ist Sprache eben doch entlarvend. Das deutsche Wort „Kindergarten“ existiert in unterschiedlichen Ausführungen in mehr als 30 Sprachen. Es ist, vereinfacht gesagt, einer der erfolgreichsten Exportartikel der deutschen Sprache. Das ist verständlich. Was verbinden sich nicht alles für tiefgreifende Assoziationen mit dem Kindergarten: eine Krabbelstube, in der die Kleinsten geschützt vor den Wirbelstürmen des Gesellschafts- und Privatlebens laufen, sprechen, Kindsein lernen dürfen; ein Hort des ersten gemeinsamen Beschnupperns und Verstehens; ein gut gehegtes Paradies, das Zwergen Zeit schenkt zu wachsen. Würde die Erinnerung die Sprösslinge nicht so sehr an der Nase herumführen (tragischerweise hat man später kaum Anhaltspunkte über die vielleicht unbeschwerteste Zeit seines Lebens, erst die Angst beginnt Erfahrungen in Stein zu meißeln), der Kindergarten wäre auf ewig eine Utopie des gelungenen, von allen Sorgen befreiten Zusammenlebens. Aber was machen die techno

1$

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Abenteuer in der Welt der Wissenschaft

Als ich noch ein Pimpf war, sammelte ich „Projekt X“-Hefte. „Abenteuer in der Welt der Wissenschaft“ stand auf den Pappschubern, in denen sich neben einigen Sammelblättern für einen Ordner auch Poster, Bastelbögen und so manch andere Gimmicks befanden.  Alle 14 Tage erschien eine neue Ausgabe, immer mit einem anderen Thema. Darunter gab es solch weitläufigen Kategorien wie „Unsere Ozeane“, „Licht“, „Sport und Fitness“, „Wetter“ oder „Kriminalität“. Man fantasierte sich mit dem Heft aber zuweilen auch „Ins Unbekannte“.  Erschienen war die Reihe bei Marshall Cavendish in Hamburg, das in den 90er-Jahren viele großartige Sammelserien herausgab, darunter „Im Reich der Urwesen“ (das mich das erste und möglicherweise letzte Mal dem Fantasy-Genre näher brachte), „Faktor X“ (das meine durch „Akte X“ geweckte Leidenschaft fürs Unerklärliche vorzüglich bediente), sowie „Im Herzen der Klassik“ (das mir zeigte, dass es Gebiete gibt, die möglicherweise im Leben selbst bei besten Absichten n

Spielverderber

Vielleicht ist die Geschichte vom großen technischen Fortschritt, der die Menschen auf eine neue Stufe der Evolution hebt, doch großer Unsinn. Man denke nur einmal an die Entwicklung der Videospiele. Nach dem Tic-Tac-Toe-Programm „OXO“ in den 50er-Jahren ging es technisch, ästhetisch und vor allem narrativ immer weiter bergauf. Die Grenzen schienen lange Zeit nach oben offen. Der Fokus lag dabei stets darauf, das Leben oder die Künste zu imitieren und playable zu machen. Videospiele sind DAS Medium einer Welt, in der die Simulation der Realität gleichwertig gegenübersteht oder sie, die Poststrukturalisten haben es natürlich als erste geahnt, sogar überholt hat. Open World. Virtual Reality. Unendliche Spielzeit. Games werden mit Geldsummen produziert, die jeden Hollywood-Film in den Schatten stellen. Auch bei den erzielten Gewinnen. Sie sind, nüchtern und ökonomisch betrachtet, das relevanteste Kulturgut unserer Zeit. Aber: Wie lässt sich erklären, dass viele keine Lust me

Who's Afraid Of The Superspreader?

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Gedanken zu einer Welt im Zeichen von Corona Schweigen oder Schreiben? Diese Frage stelle ich mir, seit das neuartige Coronavirus die Welt in kürzester Zeit zum Stillstand gezwungen hat. Es gibt keine Worte für einen Zustand, der für sich selbst reklamiert, nur eine Ausnahme zu sein, gleichwohl aber keine Sicherheit zulässt, wann denn sein Ende gekommen sein könnte. Als die ersten Berichte über die rasche Verbreitung eines bislang unbekannten Erregers im chinesischen Wuhan die Runde machten, urteilten selbst die eilig konsultierten Experten, dass es sich um einen regionalen Schock handeln wird. Etwas klammheimliche, verbotene Bewunderung gehörte wohl dazu, als dazu immer wieder die Schlussfolgerung gereicht wurde, dass das Land der aufgehenden Sonne mit seinen harschen, zum Teil menschenverachtenden Methoden einer Einparteiendiktatur das Virus schnell eingekreist haben würde. Krankenhäuser mit Abertausenden Betten - in wenigen Tagen aus dem Boden gestampft. Ganze Regionen -