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Es werden Posts vom Dezember, 2022 angezeigt.

Davon

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Lernen, wie man verliert

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  Als ich zum ersten Mal von Linus van Pelt von den Wonnen einer Schmusedecke erfuhr, stellte ich meine Eltern entrüstet zur Rede. Warum sie mir denn nicht auch so etwas zur Verfügung stellten. Ich weiß nicht mehr, wie wütend ich ihnen das vortrug. Hilflos verwiesen sie auf die zahlreichen Kuscheltiere, die zur Parade in meinem Kinderbett ausgestellt waren. Aber welchen Trost spenden Dinosaurier und Steiff-Teddys schon im Vergleich zu einer Schmusedecke?  Ich habe die „Peanuts“ immer als eine große Aufmunterungen empfunden. Denn Charlie Brown, Snoopy und Co. haben vor keiner Grenze Halt gemacht, sie haben schlaue Leute und weniger schlaue Leute genauso erreicht wie reiche und arme. Dieser Comicstrip, den man inzwischen als Werkausgabe in 25 Bänden (bei Carlsen Comics) komplett für sich erschließen kann (nachdem man lange Zeit immer nur auf Wiederholungen in den Zeitungen angewiesen war), hat wohl genauso viele Menschen beglückt und auf den rechten Weg geführt wie Mutter Teresa und

Wasserfall

Der neue Mensch wird nicht eher ruhen,   bis alle Badewannen zerschreddert und durch Duschen ersetzt worden sind.

Jagdspiel

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D ie Jägerin hat ihr Opfer bereits umstellt. Mit funkelnden Augen fokussiert sie das winzige Wesen, von dem sie weiß, dass es in den nächsten Sekunden ganz ihr ausgeliefert sein wird. Sie allein könnte es verschonen. Sie könnte es aber auch von einem Moment auf den anderen einfach so zerreißen. Ganz wie sie will. Ach – und dann könnte sie es auch noch um die Gartenhecke hetzen, zupacken, das nervöse, angstumspannte Gefiepe in die Höhe treiben, bis das arme Ding völlig entkräftet einfach liegen bleibt. Die Klitzekleine weiß um ihre Feindin. Es bedarf keiner Erklärungen, keiner Hoffnungen. Sie wird mit der Angst leben müssen. Und sie hat ihre Feindin bereits im Visier. Ja, noch bevor sie erspäht wird, weiß sie, dass sie bald um ihr Leben rennen muss. Sie hat nichts als ihre Angst. Doch diese Angst kann der entscheidende Vorteil sein in einem grausamen Spiel, das für die Gehetzte nur den höchsten Einsatz kennt: die nackte Existenz. Atemlos pirscht sich

Warum einer Frau beim Kartoffelschälen zuschauen?

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„Jeanne Dielman, 23, Quai du Commerce, 1080 Bruxelles“ von der großen belgischen Regisseurin Chantal Akerman ist ein Film wie kein anderer: Ein Grundlagenwerk des kinematographischen Feminismus', Prototyp minimalistischen Leinwanderzählens und nicht zuletzt ein hochprivates Dokument sensibler Künstlerinnen vor und hinter der Kamera. Auch mehr als 40 Jahre nach der Premiere ein ergreifendes Erlebnis. Es ist eigentlich recht selten geworden, dass man einen Kinofilm nicht mehr so einfach zu sehen bekommt. Ohne YouTube, Netflix und all die illegalen Alternativen, natürlich aber auch ohne DVD und Blu-ray, war es früher ungleich schwerer als heute, cineastische Entdeckungen zu machen oder gar verbotene oder gemiedene Schätze zu entdecken. Mag es verständlich sein, dass man schon einige Anstrengungen unternehmen muss, um einen Film wie „Die 120 Tage von Sodom“ auszugraben (Pasolinis Hasserklärung bekommt man immerhin des Öfteren mit pädagogisch wertvoller Einführung im Kino zu sehen,

Mit schlechtesten Grüßen

Nichts wird so leichtfertig in die Welt geworfen wie ein Gruß. Jede klitzekleine, bedenkenlos dahingeschriebene Mail enthält einen - und sei es nur aus Gründen der Höflichkeit. Doch warum versehen so viele Menschen inzwischen ihre Gedanken, Forderungen und Fragen mit „besten Grüßen“? Auf den ersten Blick ist an dieser Freundlichkeitsformel nichts auszusetzen. Sie scheint ja nur eine ausdrucksstärkere Variante der „freundlichen Grüße“ zu sein. Supersuperlative machen es im Leben ja stets einfacher. Vielleicht ist die Anwendung dieser neuen Leerformel eine Reaktion darauf, dass die „herzlichen Grüße“ doch etwas zu persönlich geworden sind. Man will ja nicht gleich mit Arial-Buchstaben umarmen. In Netzforen machen sich unzählige Menschen verzweifelt Gedanken darüber, was sie ihrem Chef unter die Dienstmail klemmen, wie der Professor gegrüßt werden sollte oder was der Hausarzt gerade noch ziemlich finden könnte, um beim nächsten Mal vielleicht einen früheren Sprechstundentermin anzub