Nicht dass ihr noch glücklich seid…

Manchmal ist Sprache eben doch entlarvend. Das deutsche Wort „Kindergarten“ existiert in unterschiedlichen Ausführungen in mehr als 30 Sprachen. Es ist, vereinfacht gesagt, einer der erfolgreichsten Exportartikel der deutschen Sprache.



Das ist verständlich. Was verbinden sich nicht alles für tiefgreifende Assoziationen mit dem Kindergarten: eine Krabbelstube, in der die Kleinsten geschützt vor den Wirbelstürmen des Gesellschafts- und Privatlebens laufen, sprechen, Kindsein lernen dürfen; ein Hort des ersten gemeinsamen Beschnupperns und Verstehens; ein gut gehegtes Paradies, das Zwergen Zeit schenkt zu wachsen.

Würde die Erinnerung die Sprösslinge nicht so sehr an der Nase herumführen (tragischerweise hat man später kaum Anhaltspunkte über die vielleicht unbeschwerteste Zeit seines Lebens, erst die Angst beginnt Erfahrungen in Stein zu meißeln), der Kindergarten wäre auf ewig eine Utopie des gelungenen, von allen Sorgen befreiten Zusammenlebens.

Aber was machen die technokratischen Deutschen in ihrer Reglementierungswut? Sie zerhackstückeln das Wort Kindergarten und ersetzen es durch einen Wortzombie namens Kita.

Kin|der|ta|ges|stät|te.


Nichts daran klingt mehr nach einer Insel der Unschuldigen. Dafür drückt einem der Begriff all das schon auf, das noch vor der Anmeldung des Kindes in schlechten Träumen bebildert wird: überforderte Erzieher; hilflose Lerhrpläne für den Antrieb von Motorik und logischem Verständnis; geschmacksgetrübtes Kantinenessen; enervierende Elternabende; Kellen schlagende Verhaltensgestörte; ein Wust an juristisch absichernden Dokumenten, die unterschrieben werden müssen; Angst vor direkten Berührungen; vom TÜV mehrfach geprüfte Vergnügungsgeräte; Bilder- und Malbücher für verschiedene Altersstufen; Zahnputzhalter für jedes Kind; verschlossene Toilettentüren.

Vielleicht ist es nur ein Gefühl und deshalb auch ein wenig unfair, wenn es zu einem Urteil zwangsbefördert wird, aber in Deutschland scheint das Wohl der Kleinen - in ihrer derzeitigen Form gleichen manche Kitas der bürokratisierten Form einer Zwangsgemeinschaft mit dem Ziel, Kinder möglichst schnell „grundschulfähig“ zu machen - einer erforderlichen Sorglosigkeit ihrer Eltern geopfert zu werden, möglichst unbehelligt (auch: ohne hohe Kosten) dem Vollzeitarbeitsleben nachgehen zu können.

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