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Tagebuch eines Landpfarrers

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Fragmente einer Sprache der Liebe (5)

Weitere brenzlige Gedanken über das Bloggen  Was ist relevant? Das muss die Frage sein, die sich der Journalismus zu stellen hat – und die viel zu oft inzwischen bei der Frage verendet: Was ist verkäuflich, was bringt Leser, was Auflage? Was relevant sein sollte, muss sich aber auch der Blogger auf seiner Zeitgeistmission stellen, um nicht ungelesen unter die Räder einer eigentlich unerträglichen, noch nicht gekannten Einsamkeit zu geraten, die nichts anderes als Gedankenmasturbation produziert. Was bedeutet es, publizieren zu dürfen, ohne ein Publikum erwarten zu können? Diese Frage ist eine des 21. Jahrhunderts (denn sie spielte in vorherigen Jahrhunderten noch keine Rolle); sie hat Auswirkungen auf alle Bereiche des geistigen und kulturellen Lebens, und der Blogger darf sich als Speerspitze einer Bewegung verstehen, deren Ziele noch völlig unbekannt sind - außer dass nun jedem möglich ist, ohne großen Aufwand zu publizieren. Vielleicht versucht man es, weil es noch kei...

Fragmente einer Sprache der Liebe (4)

Weitere notwendige Gedanken über das Bloggen Ich habe Angst vor meinen eigenen Worten. Nach so vielen Jahren habe ich auch den Überblick über sie verloren. Sie sind ein wenig von mir befreit. Zugleich sind sie aber jederzeit zugänglich, nur einen Mausklick entfernt. Dabei ist manches veraltet, anderes längst um die Ecke gebracht, vermodert, nutzlos geworden. So viele Peinlichkeiten, stilistischer, gedanklicher Art, die es zu löschen gölte. Aber fußen Vertrauen und Authentizität nicht auf der Vorstellung, dass jemand auch morgen noch der ist, der er heute zu sein vorgibt? Oder für die gleißend-bunte Welt der Gedanken: Muss nicht nachvollziehbar bleiben, warum einer heute so und morgen anders denkt? Und so bleiben die Peinlichkeiten, so schwer sie auch zu ertragen sind, bestehen. Tyrannei einer Intimität, die dennoch ganz skeptisch ihre eigene Auflösbarkeit vor sich her trägt.  Ich will nicht aus meinem Leben erzählen, auch wenn ich nach heutigem Verständnis und mit Rückblick...

Fragmente einer Sprache der Liebe (3)

Weitere persönliche Gedanken über das Bloggen Ich glaube, dass die Bedeutung des Blogs als Medium im Medium Internet weit über ihre bisherige Nutzung hinausgeht. Mögen sich die Bedingungen für das Texten im Netz in den nächsten Jahrzehnten auch noch ändern, mit dem Blog ist nicht nur eine Matrize für einen immerzu für die Öffentlichkeit zugänglichen und anzapfbaren Informationsstrom gegeben, sondern auch ein Freiraum ideologisch (!) errichtet worden. Wozu also Bloggen? Um eine digitale Datenwolke zu produzieren, aus der sich so etwas wie eine authentische Persönlichkeit herausfiltern lässt, die mithilfe von Texten und Bildern sich selbst für eine neugierige Öffentlichkeit herausgebildet hat? Manche schreiben unter Pseudonym, vielleicht schon mit der Befürchtung, es könnte einmal der Moment gekommen sein, da alles entsetzlich durchsichtig geworden und ohne große Probleme zurück zu verfolgen ist, so dass sich die Anstrengung, Persönliches welcher Form auch immer den neugierigen ...

Fragmente einer Sprache der Liebe (2)

Weitere grundsätzliche Gedanken über das Bloggen Es gibt Millionen von Blogs. Wenn in den Medien allerdings von „Den Bloggern“ gesprochen wird, dann ist kaum ein Bruchteil dieser Masse an Autoren damit wirklich gemeint. Tatsächlich handelt es sich in der Regel um zwei Arten von Blogautoren: (semi-) professionelle Journalisten sowie Themenblogger. Erstere haben sich entweder bereits einen Namen gemacht und schreiben mal im Auftrag ihrer Arbeitgeber, oft aber eigenständig, zur Weitung des Renommees, oder sie versuchen sich über diesen Weg in der von der Informationsüberhitzung hysterisch gewordenen (digitalen) Nachrichtenwelt zu etablieren, indem sie noch nicht betretene Pfade begehen oder Nischenbereiche mit unermüdlichen Kommentaren und Meinungsbildern hervorbringen möchten. Diese Autoren ergänzen den gewöhnlichen Journalismus, der sich mit all seinen bunten Schraffierungen in den letzten Jahrzehnten gewinnbringend entwickelt hat, um ein Vielfaches an inhaltlicher Tragweite. Sie ver...

Fragmente einer Sprache der Liebe

Weitere spontane Gedanken über das Bloggen Es ist nun eine Dekade her, dass ich für diesen Blog zu schreiben begonnen habe. Zehn Jahre, in denen ich Themen gefunden, Ideen weiterentwickelt, Witze verfertigt, tolldreiste Monologe verfasst und allerhand Schund ins Netz gepustet habe. Ich weiß nicht mehr, mit welchem Anspruch ich an diese Mission (oder ist der Begriff zu pathetisch, zu weit gefasst?) herangetreten bin. Die Schreibplattform ruckelte noch, jeder Satz hätte auch verschluckt werden können. Irgendwann kaufte Google den Laden (und meinen Buchstabensalat). So viele Einträge, um eine Haltung zu finden, eine Form – letztlich eine Sprache, die mehr als nur sich selbst genügen will. Ja, es kommt auf den Blick an. Tiefer blicken. Wenigstens versuchen, tiefer zu blicken. Blick ins Innere des schwarzen Lochs. Blick ins Tal. Blick auf den Boden der Tatsachen oder doch eher ins All? Blick in die Seele, dieses unruhige Ding. Die Melancholie zum Schwingen bringen, sie vertonen, si...

Auf den Blick kommt es an

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Freud you!

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Ein Schritt weiter

Für die Leidenschaft durchs Feuer gehen Wer will das nicht, wer kann das schon? Erinnerungen an die Katastrophe, die einmal am Anfang stand. Die Geschichte hat sich durchgesetzt; sie verschlingt ihre Kinder und wird angebetet wie ein ölverschmierter Götze. Wenn schon sonst nichts mehr transzendiert, dann doch wenigstens Annalen. Ein Rauschen, ganz weit weg und doch nicht fern, das in der Nacht zum Sturzbach wird. Wie soll ich damit leben lernen?  Wenn das große Werk sich nicht zusammenfügen lässt und all die Teilchen hin zum Chaos streben, vielleicht ist es dann nur klug, sich mit einem Ruck zum Bilderstürmer auszurufen. Mit der Linse scharf in die Welt hinein brennen, suchend sich verschwenden.  Die Angst vor den Liedern, weil sie nicht Lied sein wollen ohne Rhythmen. Auf der Trommel suchen nach dem Takt; er ist immer schon hinfort geeilt. Vielleicht ist es wieder nur eine Flucht ins Abstrakte. Aber dort wo alles hübsch erstrahlt und Linien alles geradeweg...

Brennende Hoffnungen

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Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum

Lass Musik in Dein Leben. Entdecke sie, erschließe sie, höre sie genau. Beginne damit, sie verstehen zu lernen, denn dann wird sie Dir Begleiterin für ein ganzes Leben.  Höre viel, aber höre immer konzentriert. Lass es nicht zu, dass die Musik zum Rauschen verkommt. Bestimme selbst, wann Musik in dein Herz eindringen darf. Ist sie erst einmal dort angekommen, dann bleibt sie für immer.  Bedenke: Hast Du nach Musik zu suchen begonnen (und nur Du kannst die Musik für Dich finden), dann fahndest Du auch nach Deinen ureigenen Herztönen. Musik spiegelt Dein Temperament, ganz ohne Zweifel. Sie kommentiert Deine Entwicklung zum Menschen hin.  Musik kann Dich beruhigen, sie darf Dich verstören und sie muss Dir Quell von Freud und Leid sein, wenn Du sie ernst nimmst. Wenn Du Musik liebst (und nur wer liebt, ist auch fähig, Neues zu entdecken), dann suchst Du in ihr nach allen Facetten des Lebens. Musik, die Dich langweilt, darfst Du nicht schon deswegen abtun – denn L...

Serienjunkies (4)

Über sogenannte Qualitätsserien Am Ende sind es doch sehr wenige TV-Formate, die mit der DVD-Zweitverwertung oder der Internet-Drittverwertung große Gewinne machen. In der Regel handelt es sich um durchaus geschickt variierte Neufassungen altbekannter Narrative, die nach wie vor die gleichen Themen beackern wie im alten Jahrtausend. Noch immer geht es um konservative Modelle von Freundschaft, Liebe und Familie. Besondere Berufsfelder wie Mediziner, Kriminalkommissare (oder eben Gerichtsmediziner) oder auch Pädagogen, unter denen sich die meisten Menschen etwas vorstellen können, stehen im Zentrum. Und wenn es auch um Physiker oder Politiker gehen sollte – noch immer wird weniger die eigentliche Arbeit der Menschen geschildert als vielmehr ihr unbeherrschtes Privatleben.  Vor allem bedienen sich selbst die großen Qualitätsserien fast aller Formate bei den üblichen Geschlechterbildern, so dass es Breaking Bad oder Sex And The City , Mad Men oder Desperate Housewives trot...

Serienjunkies (3)

Über sogenannte Qualitätsserien Stehen nicht auch die vielen weltweit verstreuten Fernsehsender der ganzheitlichen künstlerischen Vision der neuen Qualitätsserien im Weg, wenn sie völlig ungeniert und ihrem (Einschaltquoten-) Erfolg gemäß ganze Serienstaffeln auseinanderreißen und wahllos das Programm aus kaum mehr zueinander in Beziehung zu setzenden Episoden bestücken, wie das zum Beispiel in Deutschland mit beliebten Stoffen wie Dr. House , CSI oder Sitcoms wie Two And A Half Men und Big Bang Theory geschieht? Ist es nicht auch schädlich, wenn das Fernsehen auf das vom Zuschauer angenommene Rezeptionsverhalten reagiert und ganze Serienstaffeln – wie bei Game Of Thrones oder The Walking Dead – an einem Wochenende oder gar in einer Nacht versendet? (Wie muss man sich diese Endlosnächte vorstellen, wenn bei unendlicher Kaffeezufuhr heruntergeschaut wird, was auch wochenlang in Ruhe und mit voller Konzentration gesehen werden kann? Man stelle sich nur vor, drei Filme von Goda...

Serienjunkies (2)

Über die sogenannten Qualitätsserien Welche Folgen hat es, wenn das Fernsehen am laufenden Band mit Erzählstoffen geflutet wird? Immer mehr Serien verschreiben sich einer progressiven Erzählweise, das heißt, sie erzählen eine Geschichte, die über mehrere Folgen sich fortentwickelt und vom Zuschauer bedingungslose Aufmerksamkeit verlangt. Verpasst er eine Folge, dann findet er vielleicht nie wieder zurück in den Serienkosmos. Hat man sich hier nicht ausgerechnet auch beim trivialen Vormittags- und Vorabendformat der Daily-Soaps und Telenovelas bedient, die wie ein sich endlos weiterspulendes Band keinen Anfang und kein Ende kennen und mit dem Ende jeder Folge einen verzweifelten Cliffhanger setzen, um auch zum nächsten Einschalttermin wieder mit den gleichen Zuschauern rechnen zu können? Oder fallen die von den Autoren geschickt gesetzten Duftmarken und kleinen narrativen Eingangstüren nicht mehr auf, die trotz aller vorwärtsgerichteten Erzählhaltung (gerne auch mit Sprüngen durc...

Serienjunkies

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Über die sogenannten Qualitätsserien Nun hat also auch Breaking Bad – die in den letzten Monaten, vielleicht sogar Jahren am meisten diskutierte US-TV-Serie ihr mit Spannung erwartetes Finale erlebt. Vorhang zu und alle Fragen offen? Wochenweise wurden Spekulationen über das Schicksal der von Bryan Cranston gespielten Hauptfigur Walter White nicht nur in den schnelllebigen Internetforen gestreut, sondern auch im gehobenen Feuilleton diskutiert. Wie konnte es dazu kommen, dass eine TV-Serie, die nicht einmal auf einem prominenten Sendeplatz im frei empfangbaren deutschen Fernsehen gezeigt wird, einen eigenen Internet-Blog auf Spiegel Online haben durfte?  Qualitätsfernsehserien (was für ein eigenartiger Begriff, als hätte es vor dem mit diesem Label bezeichneten Fernsehen keine qualitativ hochwertigen Stoffe gegeben) seien für das 21. Jahrhundert die Erzählform, die der Roman für das 20. Jahrhundert darstellte. Ausgerechnet das Fernsehen, jahrzehntelang für seinen weichge...

Sehen und Sehnen

Seh(n)sucht

#3B5998 (4)

Facebook - eine Stilkritik Das ästhetische Grundproblem von Facebook ist seine ausgesprochene Harmlosigkeit. Nirgendwo gibt es Zuspitzung, die Worte und Bilder, die Videos und Witzchen rollen einfach so ein virtuelles Band hinab. Warum gibt es keine Uhren im sozialen Netzwerk, ja nicht einmal eine Datumsanzeige (außer die Stunden- und Minutenzahl der eingestellten Beiträge und der jeweiligen Onlinezeit der Nutzer)? Wenn es inzwischen schon möglich ist, Nutzer als besondere Freunde zu markieren, warum können nicht auch privilegierte Kommunikationsträger ausgewählt werden? Schließlich sind es vor allem auch die Firmen und Musikbands, die Fußballmannschaften und Fanseiten, die unablässig Neuigkeiten teilen, und seien sie auch noch so unbedeutend. Das verstopft die Kanäle. Auch hier ist vieles wie im wahren Leben: Manche Menschen mag man – aber möchte man auch ständig ihr Geplapper ertragen? Und wenn dann auf den gängigen Smartphone-Apps von Facebook in einer Reihe nur die neues...

#3B5998 (3)

Facebook - eine Stilkritik Eines überrascht dann doch: Gerade die Möglichkeiten, sich selbst darzustellen, sind bei Facebook nur auf erbärmlichen Niveau möglich. Über Bilder und kurze Texte hinaus, die Tag um Tag die Chronik säumen, bleibt kaum Raum für eine sinnvolle Textauswahl eigener Interessen, Bedürfnisse und Lebenswahrheiten. All das bleibt hinter den Kommentaren von Freunden zu drolligen Bildchen oder hinterlegten Alltagsgeschichten zurück. Lediglich das Interesse für die massenkompatiblen „Künste“ wird bildmächtig inszeniert. Da kann jeder Nutzer aus einer prallgefüllten Palette auswählen, was ihm gefällt, noch ein Bildchen dazu und schon weiß jeder, dass man „Ted“ genauso gerne hat wie „Big Bang Theory“. Aber welche Rolle spielen religiöse Überzeugungen oder politische Aktivitäten, wenn sie schon vom System auf die hinteren Plätze verdrängt werden? Ein Profilbild darf vor einer meist als Fototapete missbrauchten Designwand hervorlugen, steht dieser aber hilflos gegen...

#3B5998 (2)

Facebook - eine Stilkritik Facebook ist paradoxerweise eine Kommunikationsmaschine, in der jedes eingeworfene Zeichen sofort in kommunikatives, teilbares und schnell konsumierbares Material verwandelt, trotzdem aber jeden Versuch einer angemessenen Konversation auf Anhieb zerstreut wird. Es herrscht die Diktatur der Kurznachrichten, wie sie von der geliebten SMS geprägt worden ist. Twitter hat sie dann endgültig zum gehetzten Buchstabensalat heruntergebrochen. Alle Nachrichtenfenster sind darauf ausgerichtet, schnell Kurzes mitzuteilen. Obwohl keine Textbegrenzung ausgegeben wird, sorgt schon die Unterbrechung eines Textflusses durch die Miniaturdarstellung des Texteingabebereichs für den Zwang, die Schreibarbeit so rasch es geht zu einem Ende zu führen. Und dann gibt es auch noch keinerlei Unterscheidung in der Größendarstellung zwischen belanglosem Kurzaustausch und stundenlangem Plausch.  Das soziale Netzwerkeln scheint nicht nur für Geheimdienste eine Jahrhundertchance...

#3B5998

 Facebook - eine Stilkritik Für die mit wundersamen Vokabeln erleuchtete Produktpalette von Apple wird immer gerne angeführt, dass sie schon allein deshalb die Menschheit einen Schritt voranbringt, weil sie Technik mit formvollendetem, schönem Design zusammengeführt hat. Der große Mehrwert besteht also nicht darin, dass nun mit Telefonen im Internet gesurft werden oder die Tageszeitung auf den Knien mit wenigen Mausklicks durchgeblättert werden kann, sondern dass dem Auge dafür auch etwas geboten wird und dass die ästhetischen Bedürfnisse der Seele, sich an Schönem delektieren zu wollen, nachhaltig befriedigt werden. Wo einst hässliche Fabrikgehäuse aus billigem Plastik in langweilige Formen gepresst wurden, soll nun ausgerechnet der blechernen Mikrochipindustrie die Rettung des Schönen und Wahren gelingen.  Wahlweise die Rettung der Demokratie (wenn es wieder mal einen Volksaufstand gibt und auf die irrsinnig schnellen Vernetzungsmöglichkeiten mittels sozialer Netzw...