Posts

Lachend vereint

Weißt du noch, wie wir einst gemeinsam die Schulbank drückten? Eigentlich kannten wir uns kaum, und so ist es nur verständlich, dass wir uns irgendwann, als die Lernzeit endlich vorbei war, aus den Augen verloren.  Doch noch heute erinnere ich mich an jene kurzweiligen Stunden, als wir nebeneinander sitzend den heiligen Ernst und die Garstigkeit so mancher Unterrichtseinheit hinweg lachten. Manchmal waren wir so laut beim Wettlächeln, dass es einen Rüffel hagelte. Einmal wurden wir sogar auseinandergesetzt - und grinsten doch gemeinsam weiter.  Ich habe viele Menschen bis auf den Grund ihrer Seele gesehen. Von dir weiß ich nicht einmal, wie und wo du jetzt lebst. Doch die Verbundenheit, die sich durch unsere geteilte Lust am Lachen, am Absurden, am sinnfreien Schabernack, ausdrückte, habe ich nie vergessen. Auch nicht deine innige Umarmung, als wir uns einmal, im Grunde zufällig, wieder sahen.  Für J. 

Über die Liebe

Wer nichts weiß, liebt nichts.  Wer nichts tun kann, versteht nichts.  Wer nichts versteht, ist nichts wert.  Aber wer versteht,  der liebt, bemerkt und sieht auch...  Je mehr Erkenntnis einem Ding innewohnt,  desto größer ist die Liebe...  Wer meint, alle Früchte  würden gleichzeitig mit den  Erdbeeren reif,  versteht nichts von den Trauben. Paracelsus

The Big One

Bild
Die große, zitternde Stadt, die sich über das Land ergießende Welle und das verlassene, zerstörte Fabrikgelände. Drei Bilder, die das Zeug dazu haben, im kollektiven Gedächtnis als Schreckensikone für immer verewigt zu bleiben. Nein, wir werden diese Bilder nicht mehr los. Sie sind ja Ausdruck eines apokalyptischen Zustands, der gerade erst aufgrund der tragischen Reihung von furchtbaren Katastrophen die Menschen in tiefe Angst gestürzt hat. Das japanische Beben vom 11. März 2011 war „The Big One“, jenes Ereignis, das zwar möglich, aber unwahrscheinlich ist. Es war eine Tragödie, die von Wissenschaftlern nicht vorausgedeutet werden konnte, und die, im Zuge der atomaren Katastrophe, ratlos zurück lässt, denn selbst die umfassendsten wissenschaftlichen Untersuchungen und Prüfmethoden bleiben im Angesicht des Ernstfalls hilflos. Das ist der Stoff, aus dem Albträume sich nähren. Und denkt man an die Bilder des 11. September, dieser ebenso zur Ikone des Grauens aufgestiegenen Urkata...

Beschreibung des Unglücks

Melancholie ist eine Form des Widerstands. Und auf dem Niveau der Kunst vollends ist ihre Funktion alles andere als bloß reaktiv oder reaktionär. Wenn sie, starren Blicks, noch einmal nachrechnet, wie es nur so hat kommen können, dann zeigt es sich, dass die Motorik der Trostlosigkeit und diejenige der Erkenntnis identische Executiven sind. Die Beschreibung des Unglücks schließt in sich die Möglichkeit zu seiner Überwindung ein.  W.G. Sebald

Aufgeschreckt

Heute morgen, als du noch schliefst,  habe ich begonnen, deine Wimpern zu zählen . Noch bevor ich mich versah,  öffnetest du deine Augen  und erblicktest mich  wie ein Kind,  das auf dem Jahrmarkt  ganz v erzweifelt  nach seinen Eltern  fahnden muss. Ich erschrak ein wenig,  doch eigentlich nur,  weil du sofort  zurück im Schlaf versankst.

Prinzip Hoffnung

Mit dem Fortschritt kann es jeder halten, wie er will, ausgenommen der Künstler. Das Prinzip Hoffnung mag ein Weltprinzip sein oder auch keines; jedenfalls ist es ein Kunstprinzip. Indem einer Kunst macht, verrät er, dass er mit dem Weltende nicht rechnet. Er gibt sich nicht die ganze Mühe, um einen befristeten Stoff für einen befristeten Verbraucher herzurichten. Würde er mit dem Weltende rechnen, würde er die Sache lassen. Peter Hacks

Trennung mit Kind

Wählen Sie zwischen permanenter Stressbelastung mit fast täglicher Überforderung oder  Einsamkeit mit unstillbarer Sehnsucht. 

2 oder 3 Dinge, die ich von K. weiß

„Niemand wird lesen, was ich hier schreibe“, notierte Franz Kafka 1917 in eines seiner Oktavhefte – und er hatte Unrecht. Kafka ist ein Symbol, eine literarische Instanz, unumgänglich und monolithisch-dominant. In jedem ungeraden Satz lugt er hervor, und es vollführen darin seine überpräzisen Sprachvolten noch einmal Kunststücke. Das Kafka-Zitat ist unvermeidbar, das Kafkaeske ist ein feststehender, gern genutzter Füllungsbegriff für unbeschreibbare Momente, die sich ans Unheimliche klammern. Trotz allem, dieser Prophet des Zauderns muss immer wieder erarbeitet, sogar erkämpft werden. Sich in Kafka zu vertiefen scheint unmöglich; sein Universum ist ein hermetisch abgeriegeltes Labyrinth, in dessen Zentrum ein weit geöffneter Käfig steht. Vielleicht saß darin einst ein Hungerkünstler. Heute sitzt darin der gierige Leser. Ein Fresskünstler. Kafka näher zu kommen ist mir eine Aufgabe, die keinen Zeitraum besetzen kann. Prinzipiell ist es eine unendliche Suche nach dem Kern – der doch ...

Ausgeschnitten

Das Leben wiegt schwer in der Krise, egal wie sie beschaffen ist. Ein Ausweg findet sich nur im Marsch Richtung Komplexität (alles wird endlich einmal in Frage gestellt, neue Lösungen erscheinen am Horizont) - oder eben im Taubengang hin zur Banalität (Verweigerung, Einigelung, Zerstreuung, back to the roots ). Von den schwierigen Dingen spricht es sich zu manchen Zeiten einfach schlechter. Dann also das Triviale: Die Fernsehzeitschrift meiner Wahl wird zugrunde gerichtet. Ich lese sie seit 20 Jahren. Sie verspricht schon seit langer Zeit die meisten Filmbesprechungen - und oftmals waren sie auch richtig gut. Daumen hoch! Selbstverständlich wurde - anders als bei anderen Blättern ähnlichen Zuschnitts - auch auf sperrige Kunstfilme aus Bulgarien hingewiesen. Nicht ohne natürlich zu erwähnen, dass man dafür Zeit und Muße mitbringen möge. Schund wurde als das bezeichnet, was er ist, wenngleich auch manchmal zum Glück mit schambehafteter Liebe zum Detail vor dem Vergessen bewahrt. Daumen r...

Wir bewegen uns und wir brechen das Glas

Bild
 

Schicksal

Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte.  Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen.  Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.  Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.  Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal. Charles Ease

Vielleicht ist die Revolution nicht wünschenswert

Bild

Wenn die Worte nicht stimmen

„Wenn die Worte nicht stimmen, dann ist das Gesagte nicht das Gemeinte. Wenn das, was gesagt wird, nicht stimmt, dann stimmen die Werke nicht. Gedeihen die Werke nicht, so verderben Sitten und Künste. Darum achte man darauf, dass die Worte stimmen. Das ist das Wichtigste von allem.“ Konfuzius

Ruhe bewahren

Bild
Die Coronavirus-Pandemie teilt die Menschen in zwei Gruppen. Die einen sind unmittelbar vom Erreger betroffen. Sie haben sich angesteckt. Oder Personen, die sie kennen und lieben, haben sich infiziert - vielleicht kämpfen sie sogar um ihr Leben. Ein Schrecken, den einjeder wohl ins Reich der Albträume wünschte. Für manche ist er bittere Realität. Dann gibt es aber auch all jene, die wegen Corona aus ihrem Alltag geworfen werden, vielleicht ihrer Arbeit nicht, oder nur unter erschwerten Bedingungen nachgehen können. Kinder, die nicht in die Schule oder den Kindergarten dürfen (und nun mit Maske und vielleicht mit bang pochendem Herzen das Schulgebäude betreten). Unternehmer, die um die Existenz ihres Lebenswerks bangen. Beziehungen, die unter dem Eindruck der Selbstisolation buchstäblich ebenfalls in die Enge geraten. Kranke, die den Arztbesuch vermeiden und vielleicht ihr Leben gefährden. Manche fühlen sich vielleicht auch nur etwas in ihrer Freiheit eingeschränkt, sich mit ande...

Who's Afraid Of The Superspreader?

Bild
Gedanken zu einer Welt im Zeichen von Corona Schweigen oder Schreiben? Diese Frage stelle ich mir, seit das neuartige Coronavirus die Welt in kürzester Zeit zum Stillstand gezwungen hat. Es gibt keine Worte für einen Zustand, der für sich selbst reklamiert, nur eine Ausnahme zu sein, gleichwohl aber keine Sicherheit zulässt, wann denn sein Ende gekommen sein könnte. Als die ersten Berichte über die rasche Verbreitung eines bislang unbekannten Erregers im chinesischen Wuhan die Runde machten, urteilten selbst die eilig konsultierten Experten, dass es sich um einen regionalen Schock handeln wird. Etwas klammheimliche, verbotene Bewunderung gehörte wohl dazu, als dazu immer wieder die Schlussfolgerung gereicht wurde, dass das Land der aufgehenden Sonne mit seinen harschen, zum Teil menschenverachtenden Methoden einer Einparteiendiktatur das Virus schnell eingekreist haben würde. Krankenhäuser mit Abertausenden Betten - in wenigen Tagen aus dem Boden gestampft. Ganze Regionen -...

Geplant planlos, gleichsam Wildwuchs

Diesen Blog würde es in dieser Form nicht geben, wenn ich nicht irgendwann Michel de Montaigne für mich entdeckt hätte. Seine Vorstellungen, wie man das Leben schreibend bewältigt - der Nachwelt in seinen zurecht berühmten „Essais“ hinterlassen -, hat mich tief geprägt und meinen Wunsch gestärkt, selbst eine Sprache zu finden, wie man mit dem Wuchern des Wahnsinns auf dieser Welt umgehen kann. Während mir das essayistische Denken nicht eben zuletzt wegen Montaigne zum Vorbild für selbstbewusste Reflexion wurde, beeindruckte mich vor allem auch die in all seinen Schriften sichtbare Konzentration auf den Umstand, dass jedes noch so unschuldige Hinterfragen des eigenen Handelns nur zu einer Frage führen kann: „Wie soll ich leben?“ Die Schriftstellerin Sarah Blakewell hat sich dieser im Grunde in jedem der „Essais“ von Montaigne mitschwingenden Fragestellung angenommen und in einem scharfsinnigen, biographischen Büchlein („Wie soll ich leben? oder Das Leben Montaignes in einer Fra...

Die Liebe einer Blondine

Bild
Eine Industriesiedlung irgendwo bei Prag: Ein junges Mädchen, das in einer Schuhfabrik arbeitet, leidet an ihrem aufregungsbefreiten Leben und an der langweiligen Auswahl an Männern, die ihr den Hof machen. Nicht einmal die versprochene Aussicht auf einige ausgehungerte Rekruten, die das kleine Dorf beehren wollten, erfüllt sich. Stattdessen steigen zaghafte Jungsoldaten aus dem Zug und versagen auf einem eilig zum Austausch von Freundlichkeiten veranstalteten Ball daran, ihre schlaffen Körper in Bewegung und ihre amourösen und erotischen Wünsche in Wallung zu bringen. Ein junger Jazzpianist hat da weniger Skrupel. Er spricht die schüchterne Kindfrau, die von der großen Liebe träumt (und doch schon den einen oder anderen Mann mit ihrer melancholischen Unschlüssigkeit von sich gestoßen hat), an und überredet sie, bei ihm zu übernachten. Der ernüchternde Akt wird schnell abgehakt, wenngleich eine sich abrollende Markise selbst das noch fast verhindert hätte. Immerhin bleibt ihm...

Schwarzes Loch

Bild
Das Gefängnis existiert gleich zweimal. Es gibt das dunkle, metallverhangene Verließ, in dem viele zu Recht verurteilte Verbrecher und einige wenige zu Unrecht inhaftierte Pechvögel einsitzen. Und es findet sich jene Strafkolonie als Dunkelwolkenschloss in den Gedanken der Menschen, die noch nie einen solchen Bau von innen gesehen haben - und sich vielleicht wünschen, dass sie ihn niemals sehen werden.  Für die einen ist es ein Ort ohne Ausgang, für die anderen ein Ort ohne Eingang. Natürlich hatte Foucault recht: Es sind die Armen und Verrückten, die eingesperrt werden. Aber in den Gefängnissen können sich die Geschundenen und Geschnittenen auch vor der Gesellschaft sicher fühlen, die sie erst ausschließen wollte und nun wegen ihrer frevelhaften Taten wegschließen konnte. Wahrscheinlich fliehen mehr Menschen in den Bunker, als dass sie aus ihm heraus entkommen. Manchmal, aber eher selten, befreit die Zeit im Gefängnis von den Sorgen des Alltags, denn hinter Gittern gibt...

Keine Angst!

▶︎Fünf Sekunden tief durch die Nase so viel Sauerstoff wie möglich einatmen. Dabei an etwas Schönes, Hoffnungsvolles, Berührendes denken.  ▶︎Fünf Sekunden den Atem anhalten.  Dabei versuchen, an überhaupt nichts zu denken. ▶︎Fünf Sekunden, oder so lange es möglich ist, durch den Mund ausatmen. Dabei an etwas Schlechtes, Trauriges, Unangenehmes denken. ▶︎Diese Übung bis zu drei Mal am Tag jeweils zehn Minuten lang praktizieren.

Vorsatz

Bild