Die Liebe einer Blondine
Eine Industriesiedlung irgendwo bei Prag: Ein junges Mädchen, das in einer Schuhfabrik arbeitet, leidet an ihrem aufregungsbefreiten Leben und an der langweiligen Auswahl an Männern, die ihr den Hof machen. Nicht einmal die versprochene Aussicht auf einige ausgehungerte Rekruten, die das kleine Dorf beehren wollten, erfüllt sich.
Stattdessen steigen zaghafte Jungsoldaten aus dem Zug und versagen auf einem eilig zum Austausch von Freundlichkeiten veranstalteten Ball daran, ihre schlaffen Körper in Bewegung und ihre amourösen und erotischen Wünsche in Wallung zu bringen.
Ein junger Jazzpianist hat da weniger Skrupel. Er spricht die schüchterne Kindfrau, die von der großen Liebe träumt (und doch schon den einen oder anderen Mann mit ihrer melancholischen Unschlüssigkeit von sich gestoßen hat), an und überredet sie, bei ihm zu übernachten. Der ernüchternde Akt wird schnell abgehakt, wenngleich eine sich abrollende Markise selbst das noch fast verhindert hätte. Immerhin bleibt ihm ein Lächeln, ihr nur sanftes Schweigen.
Traurig oder sogar doch erfüllt? Das weiß sie selbst nicht
Eigentlich wäre nun der Moment erreicht, sich nie wieder zu sehen. Erledigt ist erledigt. Doch das naive, von Sehnsucht getriebene Ding macht sich eine Woche später auf, ihre Ballbekanntschaft in der großen Stadt zu besuchen. Natürlich weiß er nicht einmal mehr ihren Namen - kommt er doch gerade von seiner neusten Eroberung nach Hause, die er, wie er das eben so macht, wieder allein gelassen hat. Diesmal wurde er nicht vergessen, nein, sogar gewollt.
Seine Eltern giften, er behauptet, das Mädchen überhaupt nicht zu kennen und schon gar nicht eingeladen zu haben. Schließlich wird sie alleine gelassen und der junge Mann ins Ehebett der Eltern verfrachtet, wo es nur weitere bittere Wortgefechte gibt. Die Enttäuschte kehrt gesenkten Kopfes zurück in die Fabrik. Und erzählt ihren Freundinnen von einem prächtigen Liebesabenteuer.
„Die Liebe einer Blondine“ von Miloš Forman ist der erste cineastische Triumph dieses Ausnahmeregisseurs, der nach seiner Flucht aus der Heimat eine bemerkenswerte internationale Karriere hinlegte, und ein Juwel der Tschechoslowakischen Neuen Welle. Der Film ist eine heitere Sozialsatire, aber auch eine zärtliche Beobachtungsstudie über den betonfarbenen kommunistischen Alltag in der Tschechoslowakei, die Träume introvertierter Mädchen und den Konflikt zwischen den Generationen.