Geplant planlos, gleichsam Wildwuchs
Diesen Blog würde es in dieser Form nicht geben, wenn ich nicht irgendwann Michel de Montaigne für mich entdeckt hätte. Seine Vorstellungen, wie man das Leben schreibend bewältigt - der Nachwelt in seinen zurecht berühmten „Essais“ hinterlassen -, hat mich tief geprägt und meinen Wunsch gestärkt, selbst eine Sprache zu finden, wie man mit dem Wuchern des Wahnsinns auf dieser Welt umgehen kann.
Während mir das essayistische Denken nicht eben zuletzt wegen Montaigne zum Vorbild für selbstbewusste Reflexion wurde, beeindruckte mich vor allem auch die in all seinen Schriften sichtbare Konzentration auf den Umstand, dass jedes noch so unschuldige Hinterfragen des eigenen Handelns nur zu einer Frage führen kann: „Wie soll ich leben?“
Die Schriftstellerin Sarah Blakewell hat sich dieser im Grunde in jedem der „Essais“ von Montaigne mitschwingenden Fragestellung angenommen und in einem scharfsinnigen, biographischen Büchlein („Wie soll ich leben? oder Das Leben Montaignes in einer Frage und zwanzig Antworten“, C.H. Beck 2016) die lebensphilosophischen Maximen des passionierten Weltenbummlers und Weingutsbesitzers herausgearbeitet. Eine natürlich auch moralische Handreichung zum gelungenen Leben, das eben nicht abhängig ist vom erlebten Glück, sondern vor allem von dem Wunsch, zu entdecken, zu erfahren und zu verstehen.
- Habe keine Angst vor dem Tod!
- Lebe den Augenblick!
- Werde geboren!
- Lies viel, vergiss das meiste wieder, und sei schwer von Begriff!
- Verkrafte Liebe und Verlust!
- Bediene dich kleiner Tricks!
- Stelle alles in Frage!
- Habe ein Hinterzimmer in deinem Geschäft!
- Sei gesellig! Lebe mit anderen!
- Erwache aus dem Schlaf der Gewohnheit!
- Finde das rechte Maß!
- Bewahre dir deine Menschlichkeit!
- Tu etwas, was zuvor noch nie jemand getan hat!
- Schau dir die Welt an!
- Mach deinen Job gut - aber nicht zu gut!
- Philosophiere nur zufällig!
- Bedenke alles, bereue nichts!
- Gib die Kontrolle auf!
- Sei gewöhnlich und unvollkommen!
- Das Leben sei die Antwort!