David Lynch von A-Z: Träume
Das Kino ist eine Projektion unserer Träume. Das Kino ist (scheinbar) in der Lage, die Logik unserer Träume sichtbar zu machen. Doch den wenigsten Filmemachern gelingt es, sich ohne Klischees an die ästhetische Mimesis tatsächlicher Traumerfahrungen heranzuwagen.
David Lynch hat in vielen Gesprächen darauf hingewiesen, dass er mit seinen Filmen, in denen konkrete Träume der Figuren immer wieder thematisiert und auch dargestellt werden – am magischsten wohl in „Twin Peaks“ –, den Techniken des Tagtraums vertraut, die seiner Meinung nach viel eher das Potential hätten, zu Wahrheiten über die eigene Biographie vorzudringen.
Aber letztlich geht es in den Werken von Lynch nicht nur darum, Traumsymbole zu entschlüsseln, sondern sich auf dieses Spiel mit Verschiebungen, Verdopplungen und Motiven einzulassen. Die Traumsprache des Regisseurs wird nämlich erst dann ergiebig, wenn man ihre konzentrierte Form über alle Kabinettstücke hinweg betrachtet.
Dann sieht man die sich wiederholenden Symbole (Feuer!) und all die Doppelgänger. Dann entdeckt man als Zuschauer, welche geheimnisvollen Fährten der an klärender Psychologisierung vollkommen desinteressierte Lynch gelegt hat.
Traumgewebe „Mulholland Drive“
„Mulholland Drive“ ist, was die Inszenierung von traumähnlichen Zuständen bzw. einer stringenten Traumlogik angeht, der eindeutige Höhepunkt im Schaffen des Filmemachers. Vielleicht ein eher der Not geschuldetes Glück, wurden doch einzelne Fragmente aus einer geplanten und dann vom TV-Sender ABC verworfenen Serie zu einem neuen, allerdings atemberaubend komplexen Muster zusammengefügt.
So wie Träume mit den Motiven eines Lebens spielen und sie manchmal quälend wiederholen, bedient sich Lynch aus dem Stoff- und Filmmaterial seines eigenen Werkes. Da war es kein Wunder, dass plötzlich die lakonischen Hasen aus einem Website-Special, das Lynch gedreht hatte, plötzlich auch in „Inland Empire“ auftauchten.