David Lynch von A-Z: Kult

„Eraserhead“ begründete gemeinsam mit Filmen wie „El Topo“ von Alejandro Jodorwosky, „Pink Flamingos“ von John Waters und „The Rocky Horror Picture Show“ von Jim Sharman (allesamt Filme, die einer ähnlichen, längst verblühten Geisteshaltung entsprangen) in den 1970ern das Mitternachtskino in den USA mit. Fünf Jahre hatte Lynch an dem verqueren Un-Werk gedreht, sogar am Set geschlafen, um den Film fertig zu bekommen.


Danach wurde Lynch zu einem der innovativsten Bildkünstler, konnte sich Flops wie „Der Wüstenplanet“ leisten, ohne dass sein Name Schaden nahm. Er ließ ihn dann aber auch vorsichtshalber kurzzeitig durch Alan Smithee austauschen. Spätestens mit „Blue Velvet“, vor allem aber auch mit der weltweit von Fans verehrten und diskutierten Serie „Twin Peaks“, die er zusammen mit Mark Frost initiierte (Quality-TV, noch bevor der Begriff durch die „Sopranos“, „The Wire“ und „Mad Men“ zur Standardfloskel verkam, und später mit „Twin Peaks: The Return“ noch einmal wegweisend), wurde Lynch Kult. Von Cineasten verehrt, von Kritikern nicht immer geliebt, vom durchschnittlichen Kinogänger aber stets mit einer hochgezogenen Augenbraue betrachtet.


David Lynchs Interviews sind eine Kunst für sich


Dabei spielte auch Lynchs geschickte Selbstvermarktung eine Rolle. Die auffällige Physiognomie des Regisseurs, gepaart mit seiner ikonischen Frisur, dürfte heute genauso bekannt sein wie einst die Silhouette von Hitchcock, die zum cineastischen Gütesiegel wurde. Zudem gelang es dem Universalkünstler, mit unzähligen Interviews (schön und erhellend in „Lynch über Lynch“ – im Gespräch mit Chris Rodley) zugleich Spuren ins Sinnzentrum seiner Kunst zu legen und sie mit der geschickten Verweigerung von Erkläransätzen wieder zu verwischen. 

Auch seine Website, über die der Filmemacher gegen eine Abo-Gebühr kleine abstrakte Filmhäppchen reichte, den Wetterbericht in Los Angeles präsentierte und Kaffee verkaufte, gehörte zur Marke Lynch dazu. Das Netz machte sich darauf irgendwann einen eigenen Reim.

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