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Glaube und Hoffnung

Der Unterschied zwischen Glaube und Hoffnung.  Nirgendwo wird dieser Unterschied deutlicher als im Gebet.

Denken und Grübeln

Der Unterschied zwischen Denken und Grübeln.

Dummheit und geistige Schlichtheit

Der Unterschied zwischen Dummheit und geistiger Schlichtheit.

Glück und Zufriedenheit

Der Unterschied zwischen Glück und Zufriedenheit.   Nirgendwo wird dieser Unterschied deutlicher als in der Liebe.

Nachtschwärmer

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Laufen

In der Früh, wenn schon nicht mehr alles schläft, sondern Autokorsos in Richtung Sonnenaufgang schlängeln, nehme ich allen Mut zusammen und marschiere zum Sandplatz. Ich habe schon längst begonnen zu laufen, bevor ich Hemd und Hose übergezogen habe. Der Geist ist voraus geflitzt und diktiert dem Körper, stolz alle Härchen aufzustellen. Eine Runde ist immer länger als die andere; vor allem die erste dehnt und streckt sich ins Unendliche. Die Schnürsenkel verknotet, die Waden noch eiligst verbreitert, dann geht es los. In kurzärmliger Ritterrüstung über die Straße – von den seufzenden Blicken der Pendler geleitet, nur wenige Schritte bis zur ersten Markierung.  Die Vögel pfeifen zum Start und lassen sich das muntere Treiben gefallen, das sich in aller Frühe auf dem vom nächtlichen Regenguss leicht verquollenen Kiesbett noch aus größter Entfernung beobachten lässt. Ich könnte gehen, könnte joggen, könnte rennen, aber ich will laufen. Wenige Runden, mit Endspurt. Bevor die erst...

Trio

Bob Dylan, Neil Young, Bruce Springsteen

Homo Oeconomicus

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Lob der Sensibilität (4)

Verteidigung der Sensibilität vor den Tücken der Sentimentalität Der Sensible unterscheidet sich vom Sentimentalen schon dadurch, dass er eher die Einsamkeit sucht, oder zumindest mit Einsamkeit besser zu Recht kommt. Der Sentimentale kann nicht allein sein. Er fürchtet sich davor, denn er braucht ein Ventil für seine Gefühle. In Wahrheit fühlt der sentimentale Mensch erst durch den Spiegel eines Anderen. Spricht er nicht über seine Gefühle, dann fühlt er nicht. Ganz anders der sensible Mensch: Er muss sich von Zeit zu Zeit in Einsamkeit flüchten, weil ihn die vielen Reize, die ihn umgeben – Signale, die seine Seele berühren und seinen Körper aufwühlen –, überfordern. Deshalb hat der Sensible auch eine völlig andere Beziehung zur Natur als zum Beispiel der Sentimentale. Der empfindsame Mensch, hier irrten die Romantiker, flüchtet nicht in Waldeinsamkeit, um sein Gemüt anzuregen. Vielmehr ist der Sensible gegenüber der Natur und ihren komplexen Prozessen mit Ehrfurcht erfüllt. Di...

Lob der Sensibilität (3)

Verteidigung der Sensibilität vor den Tücken der Sentimentalität  Vielleicht wird das übersteigerte Körpergefühl des Sensiblen am meisten vernachlässigt, wenn es um seinesgleichen geht. Tatsächlich hat ein sensitiver Mensch eine ganz andere Beziehung zu allem, was sich mit ihm – also mit seinem Körper – ereignet. Schmerzen nimmt er anders war, nicht selten sogar mit einem undurchsichtigen Vergnügen am Leiden. Viele sensible Menschen sind Hypochonder. Aber auch zärtliche Berührungen, die zur Lust anregen sollen, können für ihn zum schmerzerregenden Sturm der Sinnesüberreizung werden. Der empfindsame Mensch kennt seine erogenen Zonen ganz genau. Manchmal fürchtet er sich vor ihnen. Übrigens treten sentimentale Menschen mit weitaus größerer Körperbeherrschung auf als sensible. Empfindsamkeit führt oft zu einer verrenkten Ungeschicklichkeit in der Bewegung.

Lob der Sensibilität (2)

Verteidigung der Sensibilität vor den Tücken der Sentimentalität  Es ist leider so, dass die meisten Menschen, die sich als sensibel bezeichnen und mit ihrer angeblichen Empathie sogar zu prahlen bereit sind, äußerst sentimentale Menschen sind. Sentimentalität ist aber das Gegenteil von Sensibilität. Es ist das Bewegt-Sein am eigenen Bewegtsein. Vergleichbar mit dem Liebesbriefeschreiber, der von seinen eigenen Worten an die Liebste zu Tränen gerührt ist. Der sentimentale Mensch spricht oft von Gefühlen, und er zeigt sie. Er zeigt sie präzise und zuverlässig in solchen Situationen, in denen sie ihm und anderen angemessen erscheinen. Oft zeigt er sie auch, wenn sie nicht mehr angemessen sind. Ein sensibler Mensch verhält sich im Grunde völlig anders. Er versteht und ergreift die eigenen Gefühle und die Gefühle anderer – erst einmal ganz ohne Worte und Taten. Sensibilität führt zu Dezenz. Sentimentalität verführt zu Theater.  Es ist ein weiterer Irrglaube, dass sic...

Lob der Sensibilität

Verteidigung der Sensibilität vor den Tücken der Sentimentalität Ich möchte in keiner Welt leben, in der Emotionen alles zählen, Gefühle aber nichts. Gefühle bleiben im Verborgenen. Sie dringen nicht ans Tageslicht. Emotionen drücken hingegen Gefühle aus. Sie sind sichtbar. Sie können Gefühle ehrlich widergeben. Sie können aber auch gespielt und unecht sein. Gefühle selbst können nicht unwahr sein. Und wenn sie es sind, dann leidet die Seele Qualen. Sensibel zu sein, bedeutet, die Gefühle anderer erahnen zu können (denn mehr ist nicht möglich) und die eigenen Gefühle verstehen zu lernen (denn was prägt, muss verstanden werden wollen).  In Wahrheit gibt es nur sehr wenige sensible Menschen.  Die zu Sensibelchen erkorenen Exemplare sind es in der Regel nicht. Was Sensibilität wirklich ist, steht in den Sternen. Es gibt keine Kriterien dafür, wann ein Mensch besonders einfühlsam ist und wann nicht. Anhaltspunkte für sensible Reaktionen gibt es hingegen schon. Nicht...

Willkommen im Leben

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Kleines Walter-Benjamin-Glossar (2)

Moderne ist als Allegorie der zerstörten Antike und zugleich der kommenden Katastrophe zu denken. Allegorie hält immer an den Trümmern fest. Zugleich steht die Moderne im Zeichen des Selbstmords. Selbstmord ist aber nicht Verzicht, sondern heroische Passion. Er ist Antwort auf die Niederlage des Willens  Der Lumpensammler   In Anlehnung an Baudelaire sind Lumpensammler und Poet vergleichbar: beide geht der Abfall an. Der moderne Heros arbeitet im Müll als seinem Medium Der Flaneur  Er lässt sich durch die Stadt treiben; er ist ein Spurenleser, der keine Spuren hinterlässt und widersetzt sich den administrativen Kontrollprozessen durch Müßiggang  Über der Stadt liegt immer Drohung (sie steht als surrealistisches Gebilde in der Nachfolge des barocken Bühnenbildes – als metaphysische Landschaft, in der die Menschen eine kurze, schattenähnliche Existenz führen). Deshalb verwandeln sich dem modernen Allegoriker die Bauten zu Trümmern, die Dinge zu Müll un...

Kleines Walter-Benjamin-Glossar

„Es gibt für die Menschen, wie sie heute sind, nur eine radikale Neuigkeit – und das ist immer die gleiche: der Tod“ Die Kindheit ist Ursprung der Kunst Es gibt eine Kunst des Verirrens Einsamkeit ist die einzige dem Menschen gemäße Existenzform Das Leben der Gedanken ist eine Existenz unter der Herrschaft des reinen Geistes , so wie die Prostitution eine Existenz unter der Herrschaft der puren Sexualität ist Der Melancholiker , als durch den Einfluss des Saturn langsamer und bedächtiger Mensch, ist ein Willensheld und ein Süchtiger – das Denken und Arbeiten wird ihm zum Zwang, das Leben steht ihm im Zeichen einer endgültigen Strategie Ich ist ein Text. Er muss entziffert werden. Das Ich ist ein Entwurf, etwas das geplant werden will. Der Aufbau des Ich geht immer zu langsam voran. Man ist sich gegenüber immer im Rückstand Jede Gedächtnisarbeit ist vorwärtsweisend (sich selbst rückwärts lesen) Verkleinerung als Technik : Man entzieht etwas (ein D...

Der erste Satz

…wiegt immer schwer.

Winterreise

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Glücksgriff

Happiness Is A Warm Puppy

Close Up (30): Schluss

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Close Up (29): Hilde

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