Ikigai oder: Das, wofür es sich zu leben lohnt
Ikigai ist eine japanische Form der persönlichen Suche nach einem Grund, warum es sich lohnt, morgens aufzustehen. Übersetzt verbindet es die Begriffe „Freude“ und „Lebensziel“. Wer sein individuelles Ikigai irgendwann in seinem Leben gefunden hat, entwickelt - so die Theorie - eine Lebensfreude, die sich auch von dunklen Wolken nicht vertreiben lässt.
Natürlich bleibt offen, welche persönlich entwickelten und welche gesellschaftlich vorgegebenen Ideale idealerweise verschmelzen bzw. jeweils bis zu einem bestimmten Punkt an das andere angepasst werden müssen, um zu einem solchen Ikigai zu gelangen. Der Begriff bezeichnet sowohl jene Gegenstände, die zu einem Zustand führen, der so etwas wie einen Lebenssinn selbstverständlich macht, als auch das Erreichen dieses Ziels.
Die konkrete Grundlage für dieses spezifisch japanische Phänomen der Selbstfindung, das bereits im 14. Jahrhundert erstmals erwähnt wurde, aber sich erst in den letzten Jahrzehnten zu einem „philosophischen Trend“ entwickelte, ist die Insel Okinawa, auch „Insel der Unsterblichen“. Nachweisbar einer der Orte auf diesem Planeten, wo im Durchschnittsvergleich die meisten 100-Jährigen leben. Die Menschen dort geben auffallend selbstsicher an, dass sie auf vier bestimmte Fragen jeweils eindeutige, sich überlappende Antwort gefunden haben.
- Was liebst du?
- Was braucht die Welt von dir?
- Worin bist du gut?
- Für welche Leistungen sollte man dich entlohnen?
Diese Fragen des Ikigai, deren Antworten darauf hinauslaufen, welchen Sinn man im eigenen Tun empfindet, oder was man schlicht gerne macht, führen demnach dazu, dass sich eine Motivation - ein „Warum etwas tun“ - entwickelt, die kaum mehr erschüttert werden kann, weil sie als eine Art Treibstoff fürs Leben fungiert. (Vergleiche auch den Begriff des produktiven Tätigseins von Erich Fromm). Auffallend ist, dass die vier Fragen des Ikigai zu gleichen Teilen erfordern, seine eigenen Fähigkeiten einschätzen zu können, aber gleichzeitig einen feinen Sinn dafür zu entwickeln, was andere von einem verlangen und auch benötigen.