Writing To Reach You

Hör' dir alle Alben von Travis an, sagtest du zu mir. Sie hätten dein Leben verändert, dir einen neuen Soundtrack für den oft trübseligen Alltag geschenkt.

Ich weiß nicht mehr, ob du es mir wirklich so erzähltest, aber ich erinnere mich so daran: Travis seien eine Band für die kleinen Leute, die still träumen und anderen nichts zu Leide tun. Musik für jene, die ein Päckchen durchs Leben zu tragen haben, auch wenn sie nicht einmal wissen, von wem sie es aufgetragen bekamen und warum sie es mit sich führen müssen. Du vertrautest mir auch an, dass du vor den Menschen mit hohen Ambitionen immer schon zurückgeschreckt bist, auch wenn dir nicht klar war, warum.

Als ich „The Man Who“, „The Invisible Band“ und „12 Memories“ verfallen war (alles, was später kam, das gebe ich gerne zu, berührte mich nicht mehr sehr, auch das hemdsärmelige Debüt, „Good Feeling“, ist nichts für mich), vertraute ich dir an, wie sehr mich diese Songs bewegten, auch aus den Gründen, die du mir nanntest. 

Besessen von einem Song


Ich schwärmte dir von der trostspendenden Schwerblütigkeit von „Driftwood“ und „Writing To Reach You“ vor, aber das überraschte dich. Du gabst zu, dass du eigentlich nur „Why Does It Always Rain On Me?“, den einen großen Hit dieser zurückhaltenden schottischen Band, hörtest. Und das in Dauerschleife. Wie sehr mich das enttäuschte. Denn was ist das für eine Vorstellung: Verliebt in aufrührende Musik, aber nur besessen von einem einzigen traurigen Stück…


Wir hätten dann doch fast die Möglichkeit gehabt, Travis live zu sehen. Du hast dich nicht getraut, weil am nächsten Tag eine Klausur anstand. So ist das manchmal im Leben. Ich habe dich einmal gefragt, ob du mir mit deinen geschickten Künstlerhänden auf einem Bild verewigst, wie du das mit der Melancholie hältst, wie du von ihr geführt wirst. Leider habe ich nie gesehen, was daraus geworden ist.

Ich habe mir für dieses Gemälde immer Travis-Sänger Fran Healy vorgestellt, wie er nachdenklich schauend und allein auf einer Nussschale über einen Fluss schippert.

I can't sleep tonight
Everybody's saying everything is alright
Still I can't close my eyes
I'm seeing a tunnel at the end of all of these lights
Sunny days, where have you gone?
I get the strangest feeling you belong
Why does it always rain on me?
Is it because I lied when I was seventeen?
Why does it always rain on me?
Even when the sun is shinning
I can't avoid the lightning
I can't stand myself
I'm being held up by invisible men
Still life on a shelf when I've got my mind on something else
Sunny days, oh where have you gone
I get the strangest feeling you belong
Why does it always rain on me?
Is it because I lied when I was seventeen?
Why does it always rain on me?
Even when the sun is shinning I can't avoid the lightning
Middle eight
Oh where…

Für M. 

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