David Lynch von A-Z: Sex

Fernab von voyeuristischen Kategorien, die eine Betrachtung dieses Gegenstandes ganz von selbst mit sich bringen, kann man ohne Scham behaupten, dass Lynch einige der schönsten, aber auch bizarrsten Sex-Szenen der Filmgeschichte inszeniert hat. 



Angefangen von der Unzahl an Sex- und Geburtsakt-Metaphern in „Eraserhead“ (die in einen Traum gipfeln, in dem die Angst vor der Sexualität auf ganz und gar erschreckende Weise visualisiert wird) über die  Vergewaltigung in „Blue Velvet“, in der der von Dennis Hopper gespielte Frank Booth wie ein Tier über Dorothy Vallens (Isabella Rossellini) herfällt, bis hin zu „Mulholland Drive“, in dem nicht nur lesbischer Sex für einen vermeintlichen Mainstream-Film auffällig dezent inszeniert erscheint, sondern der auch (selten genug im Kino, aber längst nicht mehr so Aufsehen erregend wie in „Das Schweigen“ von Ingmar Bergman) eine Szene weiblicher Masturbation zeigt, gibt es unzählige Varianten der Sex-Darstellung und -Reflexion in Lynchs Filmen.

Sex - das größte Geheimnis des Lebens


Der Regisseur, der in Interview mehrmals betonte, wie sehr er Sex als „Schlüssel zu einem fantastischen Geheimnis des Lebens“ betrachtet, nutzt die Darstellung von körperlicher Liebe dabei nie nur als erotisches Reizmittel, das den ästhetischen Bedürfnissen des Publikums Rechnung trägt, sondern inszeniert mit solchen Szenen immer auch zum Teil für die Figuren qualvolle Momente, in denen die zwischen den Geschlechtern oszillierende Macht sichtbar wird. Natürlich stellt sich Lynch so auch in die bataillsche Tradition der Künstler, die mit ihren Bildern Erfahrungen der Transgression suchen.

Selten bringen diese Momente der ganz körperlichen Kommunikation zwischen Mann und Frau Hoffnung: Unvergesslich ist die Szene in „Lost Highway“, wenn Fred Madison (Bill Pullman) von seiner Frau Renée (Patricia Arquette) demütigend auf den Rücken getätschelt wird, als er im Bett versagt.

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