Straßenungetüme

Eine Welt, in der immer mehr Menschen Autos (möglicherweise sogar für immer weniger Geld) kaufen und trotzdem die Umwelt vor Schadstoffbelastung zunehmend geschont werden kann, wird es nie geben.

Es ist erschreckend, wie sich die notorisch von ihrem schlechten Gewissen geplagten Menschen gerade von der Autoindustrie hinters Licht führen lassen. Kein Entwurf für ein konkurrenzfähiges Elektroauto dürfte auch nur ansatzweise den gerne abgenickten und glänzend bedienten SUV-Boom stoppen, der allerdings fast allen größeren Unternehmen die Umweltbilanz verhagelt.


 
Das macht ja nichts, denn BMW, Mercedes, Kia und Co. verdienen prächtig an diesen Straßenmonstern, die ihren Fahrern das Gefühl geben, selbst beim Familienausflug in einem Panzer durch die Landen zu röhren. Wehe, ein Radler stellt sich ihm in den Weg. Selbst ein Kleinwagen dürfte bei einem Unfall mit einem derartigen Sprit fressenden Ungetüm nicht einmal einen Kratzer an dem Gefährt hinterlassen. Im Durchschnitt stoßen SUVs auf einem Kilometer 132,5 Gramm CO2 aus. Bei Geländewagen sind es sogar 162,8 Gramm. Leicht fällt der Vergleich: Kompaktkarossen stoßen inzwischen lediglich noch 116,7 Gramm CO2 pro Kilometer aus.

Es ist gerade das gut situierte, finanzstarke Bürgertum, das sich diese Asphaltschiffe leistet - obwohl es schon lange kein Problem mehr hat, bei den Grünen das Kreuzchen zu machen und vorwiegend „Bio“ einkauft, um angeblich der Umwelt etwas Gutes zu tun. 

Die Gesellschaftswissenschaftler Ulrich Brand und Markus Wissen erkennen in ihrem Buch „Zur Ausbeutung von Mensch und Natur in Zeiten des globalen Kapitalismus“ im SUV ein Symbol für eine neue imperiale Lebensweise, in der sich die Menschen in den wirtschaftsstarken Regionen der Erde eingerichtet haben. Auch wenn man um Chancenungleichheiten und Gefährdungspotentiale weiß: Der Komfort soll möglichst nicht kleiner werden und Probleme der Gegenwart dürfen gerne mit heilsbringenden Zukunftstechniken verrechnet werden. Nachhaltigkeit ist nur ein Konzept, keine Praxis.

Trotz all der vermeintlich liberalen Bekenntnisse zu Umweltschutz und Ressourcenschonung machen gerade jene, die mit ihrem Geldbeutel für einen Umschwung sorgen könnten, das Gegenteil. Sie haben ihre Gründe dafür. Waren früher dominante PS ein Ausdruck von Freiheit, sind sie in einer sich stetig wandelnden Welt inklusive Stahl und Schnickschnack zur Währung für absolute Sicherheit auf der Straße geworden.

Überall wo absolute Sicherheit draufsteht, steckt allerdings Selbstbetrug drin.

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