Der Verwandlungskünstler

Das größte Geschenk, das David Bowie den Menschen gemacht hat, ist die Vorstellung, dass es im Leben nicht darauf ankommt, wie man geboren wurde. Vielmehr zeigte der vielleicht wandlungsfähigste Künstler seiner Zeit, dass es eben möglich ist, viele Rollen spielen zu können - dass es überhaupt erst so etwas wie Identität gibt, wenn man sich nicht auf ein starres Sosein zurückzieht. Ich verändere mich, also bin ich.

Anders als Andy Warhol, der jedem Menschenkind 15 Minuten Ruhm versprach und damit das erschreckende Verlangen nach besinnungsloser Berühmtheit ins Leben rief, ging es Bowie mit seinen vielen Metamorphosen - von Ziggy Stardust über den Thin White Duke bis hin zum unnahbaren Außerirdischen - nicht darum, seine Berühmtheit zu verwalten oder sich neu zu erfinden.

Dieser Musiker war eben kein Poser oder Performancekünstler.

Die Wesen, die David Bowie aus der Flasche ließ, waren vielleicht Zerrbilder seines Kampfes mit den eigenen Dämonen - aber sie waren vor allem auch das Gebären von Kunstfiguren, die für sich ein Eigenleben jenseits der Wirklichkeit beanspruchen konnten. Dieser Sänger hatte das Spiel verstanden wie kein anderer.



Dass dieser kunstsinnige Freigeist zugleich auch ein überlebensgroßer Popstar wurde, ist ein glücklicher Zufall der Musikgeschichte. Bowie, der Ironiker, hätte möglicherweise von einem Unfall gesprochen. 

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