Danke, Lisa!

Lisa, ich mag dich. Lisa, ich brauche dich. Du warst immer Vorbild, wenn auch manchmal ein schräges. Noch viel mehr: Du warst mir immerzu Hoffnung, denn du hast bewiesen, dass selbst unter dem größten Schwachsinn Geniales wachsen kann. Oftmals erschienst du mir als bornierte Streberin, die mit guten Schulnoten ihr Außenseiterdasein zu überwinden versuchte. Da hatte ich aber noch nicht verstanden, wie mutig du bist. Wie schwer hat man es als mittleres Kind zwischen einem großen Bruder und einer kleinen Schwester; der eine ist ein Versager und hat nur Unsinn im Kopf, die andere robbt sich stillschweigend durch ihre eigene Welt.

Du warst den Feministinnen dieser Welt, ohne damit auch nur eine Sekunde zu prahlen, ein größeres Vorbild als jede Frauenrechtlerin. Nicht einen Moment akzeptiertest du, nur weil dein Vater ein Trottel und deine Mutter Hausfrau ist, dass dies für dich ein Nachteil sein könnte. Nicht einmal depressive Lehrerinnen, denen dein strebsamer Furor auf den Wecker fiel, haben dich bisher aufgehalten. Ganz nebenbei hast du bewiesen, dass man von gewalttätigen Cartoons nicht zwangsläufig verblöden muss.


Lisa, es gab Zeiten, da nannte man Menschen wie dich Sonderlinge. Heute nennt man sie Nerds. – Und sie beherrschen die Welt. Sicherlich hättest du auch zu ihren Weltübernahmeplänen (Facebook und Co) einen ironischen Kommentar parat.

Trotzdem ist das Leben als kluge, selbstbewusste Frau im Alter von nur acht Jahren kein Zuckerschlecken. Das hast du mehr als einmal durchscheinen lassen. Dass du dies in einer Welt, die korrupten Politikern blind vertraut, Radioaktivität in der Nachbarschaft sorglos hinnimmt und jedem Scharlatan nur zu gerne in die Arme rennt, stoisch erträgst, macht dich zu meiner Heldin.

Danke, Lisa!

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