Zeitenwende (6)
Kein Geburtstagsständchen, keine Weihnachtsbotschaft und schon gar kein Neujahrsgruß ohne den Wunsch nach guter Gesundheit. Nie hatte die Gesundheit einen solchen Stellenwert wie heute. Nie war sie ein solch begehrenswertes Gut. Denn nie waren die Menschen in der westlichen Welt so gesund wie heute. Sie sind so gesund, dass sie über die Vorstellung nicht mehr gesund zu sein, krank werden.
Seit Robert Koch die Gesundheitsindustrie aus der Taufe hob, entwickelte sich die Medizin rasendschnell. Sie entwickelte sich so schnell, dass ihr Wunschtraum heute längst nicht mehr in der Bekämpfung, sondern in der Prävention von Krankheiten liegt. Die großen Unbekannten heißen Krebs, AIDS und Depression – an ihrer Widerlegung arbeiten Millionen von Wissenschaftlern. Die kleinen Malaisen aber, von Diabetes bis zum grauen Star, werden zur Bagatelle herunterstilisiert. Sie spielen keine Rolle mehr. Man kann sie verhindern. Genetische Faktoren hin oder her – das Mantra der modernen Gesundheitspropheten lautet, wer sich nur klug ernährt und in Bewegung bleibt, braucht nichts zu fürchten. Es ist auch der verzweifelte Aufruf eines Sozialstaates, dem immer gesündere Ältere auf der Tasche liegen, den immer Jüngere Geld kosten, weil sie an Krankheiten laborieren, die sonst erst im hohen Alter auftreten. Was liegt da näher als zu sagen: Trimmt euch!
Und die Menschen trimmen sich. Sie schwitzen für ihre Gesundheit, für ihre Körper. Sie lesen die Apothekenzeitschriften und schauen die Kochsendungen (um dann doch nicht ganz so Gesundes nachzuköcheln). Sie schlucken unzählige Vitaminpillen und gehen zu Vorsorgeuntersuchungen, wie man es ihnen aufgetragen hat. Die Menschen kontrollieren sich selbst, manchmal bis zum gesundheitsfeindlichen Irrsinn. Sie glauben, dass dies vernünftig ist. Sie glauben, dass es schon richtig so ist.
Wir sind auf dem Weg zur Gesundheitsgesellschaft.
Seit Robert Koch die Gesundheitsindustrie aus der Taufe hob, entwickelte sich die Medizin rasendschnell. Sie entwickelte sich so schnell, dass ihr Wunschtraum heute längst nicht mehr in der Bekämpfung, sondern in der Prävention von Krankheiten liegt. Die großen Unbekannten heißen Krebs, AIDS und Depression – an ihrer Widerlegung arbeiten Millionen von Wissenschaftlern. Die kleinen Malaisen aber, von Diabetes bis zum grauen Star, werden zur Bagatelle herunterstilisiert. Sie spielen keine Rolle mehr. Man kann sie verhindern. Genetische Faktoren hin oder her – das Mantra der modernen Gesundheitspropheten lautet, wer sich nur klug ernährt und in Bewegung bleibt, braucht nichts zu fürchten. Es ist auch der verzweifelte Aufruf eines Sozialstaates, dem immer gesündere Ältere auf der Tasche liegen, den immer Jüngere Geld kosten, weil sie an Krankheiten laborieren, die sonst erst im hohen Alter auftreten. Was liegt da näher als zu sagen: Trimmt euch!
Und die Menschen trimmen sich. Sie schwitzen für ihre Gesundheit, für ihre Körper. Sie lesen die Apothekenzeitschriften und schauen die Kochsendungen (um dann doch nicht ganz so Gesundes nachzuköcheln). Sie schlucken unzählige Vitaminpillen und gehen zu Vorsorgeuntersuchungen, wie man es ihnen aufgetragen hat. Die Menschen kontrollieren sich selbst, manchmal bis zum gesundheitsfeindlichen Irrsinn. Sie glauben, dass dies vernünftig ist. Sie glauben, dass es schon richtig so ist.
Wir sind auf dem Weg zur Gesundheitsgesellschaft.