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Es werden Posts vom November, 2024 angezeigt.

Spiegelmenschen

Das Leben ändert sich, wenn wir einen Spiegelmenschen treffen. Wäre unser Dasein nur ein Theaterspiel, dann würde dieser  Agent provocateur auf den Plan gerufen, wenn nichts anderes mehr geht. Er ist so etwas wie eine Deus ex machina , um bei den Bühnenbrettern zu bleiben, aber er tritt nicht erst zum Schluss auf, um Heldin oder Held zu befreien.  Der Agent provocateur , wie er hier verstanden wird, taucht auf wie aus dem Nichts. Er erscheint jemandem zunächst wie ein Geschenk. Verständnisvoll, lebhaft, voller Geheimnisse, die gemeinsam erforscht werden wollen. Er wird zum Freund. Man verbringt Zeit mit ihm und hofft, dass sie nie endet. Frauen und Männer treten ganz sicher in etwa in der gleichen Häufigkeit als Spiegelmenschen auf. Aber es wird später unterschiedlich über sie gesprochen. Manche verschwinden mit der Zeit wieder - aber nie, ohne das entscheidende Werk getan zu haben.  Ein Agent provocateur ist gemäß Lexikondefinition eine Person, die bewusst provokativ ha...

Spielverderber

Vielleicht ist die Geschichte vom großen technischen Fortschritt, der die Menschen auf eine neue Stufe der Evolution hebt, doch großer Unsinn. Man denke nur einmal an die Entwicklung der Videospiele. Nach dem Tic-Tac-Toe-Programm „OXO“ in den 50er-Jahren ging es technisch, ästhetisch und vor allem narrativ immer weiter bergauf. Die Grenzen schienen lange Zeit nach oben offen. Der Fokus lag dabei stets darauf, das Leben oder die Künste zu imitieren und playable zu machen. Videospiele sind DAS Medium einer Welt, in der die Simulation der Realität gleichwertig gegenübersteht oder sie, die Poststrukturalisten haben es natürlich als erste geahnt, sogar überholt hat. Open World. Virtual Reality. Unendliche Spielzeit. Games werden mit Geldsummen produziert, die jeden Hollywood-Film in den Schatten stellen. Auch bei den erzielten Gewinnen. Sie sind, nüchtern und ökonomisch betrachtet, das relevanteste Kulturgut unserer Zeit. Aber: Wie lässt sich erklären, dass viele keine Lust me...

Liebe ist…

… das, was darüber hinausgeht.

Manche empfangen, andere nicht

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Wenn ich aus dem Fenster schaue, blicke ich auf einen Friedhof. Dort liegen auch meine Großmutter und mein Großvater begraben. Ich besuche oft ihr Grab und mache dann noch einen Spaziergang. Es ist kein großes Feld, es liegen auch keine berühmten Zeitgenossen dort. Dennoch ist es eine Friedensstätte schon deswegen, weil hier, umgeben von mehreren Straßen, die sich um das Gelände schlängeln, manchmal paradiesische Ruhe herrscht. Das Schnaufen der Automobile, vereinzeltes Gehupe und Feuerwehrsirenen verkommen zu einem Geräuschwurm, der sich nur mit Mühe in den von vielen Eiben, Linden und Eichen umstellten Gottesacker hineinbohren kann.  Hier findet sich mit dem Krummen Pfuhl auch eine Trauerhalle im schönen Jugendstil, die unter Denkmalschutz steht, und wo zur letzten Erinnerung an meine Oma einer meiner Cousins auf der Gitarre „Tears In Heaven“ von Eric Clapton spielte.  Friedhöfe hatten für mich schon immer eine große Anziehungskraft: Hier benehmen sich die Menschen anders, a...

… denn sie wissen nicht, was sie tun

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Putin, noch einmal Trump, Europa im Griff aufsteigender rechtsnationaler Parteien: Wir nähern uns einem neuen Zeitalter der Kakistokratie, der Herrschaft der Schlimmsten. Was all die Politiker dieses Herrschaftstyps über ihre unterschiedlichen Charaktere hinaus eint, ist die Verachtung jeglicher Intellektualität (also des Zweifels und Nachdenkens), die Zerstörung jeder Form des öffentlichen Diskurses (Zorn auf Journalisten, Wissenschaftler, Künstler), die Abscheu vor all jenen, die keine Macht haben (also Außenseiter, Kranke, Zurückgewiesene) und das vollständige Desinteresse an Moral und Anstand (mit dem Credo: Was möglich ist, kann auch gemacht werden).