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Es werden Posts vom November, 2025 angezeigt.

Liebeserklärung an „American Beauty“

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Wer hätte je gedacht, dass es möglich sein könnte, wegen einer Plastiktüte Tränen zu vergießen? „American Beauty“ ist ein Film wie kein anderer. Er schüttet mit ungeheurem Feingefühl (und vielen treffenden Sprüchen) eine Riesenportion Melancholie über seine Figuren aus und beobachtet genüsslich, wie sie sich, mehr schlecht als recht, freischwimmen. Natürlich ist da Lester Burnham, diese vom Leben kleingestampfte Wiederkehr von Nabokovs Humbert Humbert, der sich vom amerikanischen Traum, gelinde gesagt, verarscht fühlt und nun wie ein pubertierender Teenager gegen den eigenen Untergang ankämpft. Ein armes Würstchen („Sehen sie mich an: Ich hole mir unter der Dusche einen runter. Dies ist der Höhepunkt meines Tages. Von hier an geht's nur noch bergab“) – aber trotzdem keiner dieser Jammerlappen, wie sie in all den Hipster-Filmen und Midlife-Crisis-Erkundungen dahinvegetieren. Regisseur Sam Mendes und Drehbuchautor Alan Ball gelingt es vorzüglich, den Zuschauer mit ins Boot z...

Gefallener Engel

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Du bist nicht mehr da, wie kann das sein?

Eben hast du noch am Fenster gestanden und hinaus geschaut. Du hast aus dem Zuhause, deinem Reich, in die Welt geblickt. Du hast streunende Katzen beobachtet und den Nachbarn beim Rasenmähen. Du hast die Straße im Blick gehabt, die kleine vor der Haustür, die große neben dem Balkon. Nichts entging dir. Während andere lauern müssen, warst du immer schon da, wenn etwas passiert ist.  Ich habe sehr viel von dir gelernt, wie man beobachtet. Du hättest das gewiss niemals eine Kunst genannt, es war dir eine Notwendigkeit, um DABEI zu sein.  Ich glaube, du hast davon auch nicht gelassen, wenn wir im Restaurant saßen. Das taten wir oft, viele hunderte Male. Hier besprachen wir die Kleinigkeiten des Lebens, manchmal das Ungemach in der Familie, viel öfter aber, was „die Politiker in Berlin“ so trieben. Du aßt oft das selbe und ich tat es dir nach, weil es wichtig ist, dass man Dinge immer wieder tut und sich nicht dafür schämt. In den letzten Jahren trankst du immer einen Cognac danach...

Helfen statt herrschen

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  Nachdem Charlie Chaplin von den schrecklichen Gräueltaten der Nazis erfuhr, vom Holocaust, von der Verfolgung und Tötung von Minderheiten, von der Vernichtung des politischen Feindes, bat er um Entschuldigung für seinen Film „Der große Diktator“. Er sei der hässlichen Fratze des Schreckensregimes nicht angemessen gewesen.  Mehr als 80 Jahre nach dem Kinostart am 15. Oktober 1940 steht diese gloriose, bissige und dennoch zutiefst humanistische Komödie immer noch als strahlendes Beispiel für eine Kunst, die gleichsam das Tor zur Wahrheit aufreißt und sich dennoch nicht über die Menschen erhebt, die verführt worden sind. Stattdessen wird ihnen mit den Mitteln der Satire und der Offenlegung des Absurden die Hand gereicht.  Ein jüdischer Friseur wird aus Versehen zum Führer Die Geschichte von „Der große Diktator“ ist jedem bekannt, der mehr als einen Schwarz-Weiß-Film im Leben gesehen hat: Diktator Anton Hynkel ist der Anführer von Tomanien und bereitet hinter dem Rücken des...