Zeitenwende (5)
Während Krebs radikal den Umgang mit dem Tod in Frage stellt, stellt die Depression entscheidende Fragen zum Leben. Die Urangst vor dem Tod wandelt sich zur Urangst vor dem Sterben. Eine Krebserkrankung mag therapierbar sein. Doch die Sorge, dass der Krebs wieder ausbrechen könnte – dass er zurückkehren könnte wie ein Dämon, der nur für kurze Zeit vertrieben scheint – wird den einmal erkrankten Patienten nie wieder loslassen. Krebs kommt von innen, er ist Teil des Körpers. Anstatt ein Verfallssymptom zu sein ist er ein Wachstumssymptom. Falsch programmiertes, fehlgeleitetes Wachstum. Über Krebs kann man nicht sprechen, nur über seine Zerstörung, seine Heilung. So reihen sich Geschichten an Geschichten von der großen Lebensenergie, die Krebspatienten aufbringen mussten, um ihren Krebs zu besiegen. Manche geben ihrem Tumor einen Namen. Mit dem Krebs zu sterben bedeutet zweierlei: Entweder schlägt die Behandlung an und schenkt dem Erkrankten scheinbar ein zweites Leben, führt dann