Das Gesetz der Begierde (2)
Das Sexuelle giert nach Details. Es fokussiert sich auf Augen, Füße, Haare, Bauchnäbel, Flüssigkeiten, Wunden, Kleidungsstoffe. Kurzum: Das Sexuelle sucht im Fetisch nach dem Höhepunkt. Aber noch einmal: ob es Mutters Brüste, Vaters Worte, die nackten Füße des Kindermädchens an Sommertagen oder die Gelüste am eigenen Stuhlgang sind – die Herkunft der Begierde verharrt im Nebulösen. Dieses Geheimnis ist die Stärke des Sexuellen. Seine Stärke markiert aber auch die Schwäche ihres Trägers. Das Sexuelle will gleichzeitig verwirklicht und abgetötet werden. Warum? Es entspinnt verführerisch einen Leitfaden für die perfekte sexuelle Choreographie. Zugleich will es aber inszeniert werden, immer und immer wieder! Wird seine Traumdramaturgie auch nur ansatzweise erfüllt, zeigt sich, dass der Idee nur ein schwächliches Szenario folgen kann. Post coitum omne animal triste est . Das Verlangte zeigt keine Wirkung. Und wenn es Wirkung zeigt, dann will es sofort wiederholt werden. Aber je öfter die