Tränend
Klagen, heulen, plärren, jammern, schluchzen, wimmern – einfach weinen. Die Menschheit verlernt das Flennen. Auf Trauer mit Tränen zu reagieren, welch Erleichterung wäre das? Nur noch im Kino entledigen sich die Menschen von ihren angestauten Wassermassen, salzig, düster, gläsern. Nirgends sonst. Im Dunklen, Verborgenen, dort wo das Licht und damit der Blick des Nachbarn keinen Weg in die verdeckte Seele findet, dort ist es möglich sich grämend zu ergeben. Im Lichte sogleich zu weinen ist aber vielmehr Schönheit, gleich Erleichterung und Vollkommenheit, weil Privileg statt gefühlsdiktiertes Gebot. Zu tränen, wenn das Leben mit grüblerischem Glanze Erhabenes präsentiert, ist kein Zeichen der Schwäche, sondern präsentiert den Mensch als fühlendes Wesen in einer Welt, von dessen Natur er sich zu trennen glaubt. Und doch: Er, der Mensch, ist als einziger dazu begabt, die Tränenkammern mutig zu benutzen. Vor Lachen sich zu krümmen und dabei Bäche in die Welt zu gießen ist nicht nur edel, e