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Prolog

Spurlos verschwunden

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Die meisten meiner Phantasmen neigen sich dem Unheimlichen zu: aus großer Höhe fallen (oder flügellos fliegen können), von einem Unbekannten verfolgt werden (und, erst einmal geschnappt, im Nahkampf kein Gefühl in den Knochen zu haben, während ich zurückschlage) oder plötzlich zu verschwinden.  Erzählungen über Menschen, die von einem Moment auf den anderen wie vom Erdboden verschluckt erscheinen, berühren mich. Wurden sie entführt, gar getötet? Hatten sie einen Unfall - etwa der Fall in ein tiefes Loch während eines Waldspaziergangs? Haben sie ein neues Leben unter anderer Identität begonnen? Melden sie sich eines Tages vielleicht wieder; ein Anruf mitten in der Nacht? Warum hinterlassen sie keine Botschaft, wieso gibt es nicht einmal einen Hinweis auf ihren Weg hinfort?  Manchmal versteckt sich darin die Vorstellung von der Flucht aus einer Welt, die nicht mehr zu ertragen ist. Natürlich: auch eine Metapher für den letzten Handgriff.  Auszuschließen ist nicht, dass böse...

Beruhigung und Befriedung

Zur Überwindung seelischer Schmerzen wird vor allem ein starker Verstand benötigt. Wer der Quelle seines Leidens geistig nicht näher kommen kann, erreicht höchstens Beruhigung, aber nicht Befriedung.

Hingeschaut, geschwiegen

Ein Beobachter, der alles verrät, was er sieht, ist ein schlechter Beobachter, denn er nimmt sich so die Möglichkeit, noch genauer hinzusehen.

Geteert und gefiedert

Wir werden unablässig von Krähen beobachtet.

Wir amüsieren uns zu Tode

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Kinder lachen 300 Mal am Tag, sagt man. Ganz einfach nachzuweisen ist das nicht, die Studienlage ist brüchig. Die Großen, so heißt es, giggeln tagsüber gerade einmal 30 Mal (was bei 6-8 Stunden Schlaf nicht einmal ein Lacher in 60 Minuten ist).  Vielleicht tun sie es inzwischen sehr viel häufiger, nur blicken sie dabei nicht in andere Augen, sondern auf einen Bildschirm. Da werden Memes und Videos gefeiert, doch es ist meist keine spontane und unbefangene Erheiterung wie bei den Kleinen im Spielmodus.  Stattdessen entlädt sich höchstens ein belustigtes Mundwinkelzittern. Kein Wunder: Es ist kein Feixen mit anderen (interpersonales Lachen), es gebärdet sich als Selbstlachen (Stimuluslachen), das durch permanente Wiederholung immer gleicher Affekte erzeugt wird. Weil es nur einen schwachen Reiz auslöst, muss es unaufhörlich wiederholt werden, damit ein Befriedigungseffekt erzielt wird. Die Folge: Wir haben das Gefühl, uns ständig amüsieren zu MÜSSEN. Passend zu den Algorithmen,...

Auszug

Bahn. Höre Gil Scott-Heron, lese Paul Jandl über TB (muss die von Arno Schmidt nachholen), beobachte ein Mädchen im rosa Kapuzenpullover, das minutenlang mit der Akribie einer Sachbearbeiterin Leberwurstbrote schmiert und geschälte Gurkenstücke darauf verteilt.

Spürhunde

Es gibt Menschen, die den zwanghaften Drang haben, andere Menschen zu entlarven.

Freiheit des Geistes

Wer dem Leben verstehend begegnen will, hat keine Alternative zu einem offenen Herzen.