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Prolog

Onkel Walts Wunderland

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Wir sollten nie vergessen, dass am Anfang eine Maus stand. Das sagte Walt Disney oft, um daran zu erinnern, dass seine (nicht ganz eigenständige) Erfindung von Micky Maus mit einem kleinen Schritt das Universum begründete, das er in wenigen Jahrzehnten mit Heerscharen von Künstlern und treuen Untergebenen erschuf.  Freilich sagte er das, als der charmante Nager bereits anfing, in Vergessenheit zu geraten. Schon die animatorische Herkulesleistung „Fantasia“ mit ihrer legendären Zauberlehrling-Episode diente vor allem dazu, die Maus wieder zurück ins Rampenlicht zu holen, nachdem die Walt Disney Company mit abendfüllenden, märchenhaften Zeichentrickfilmen das Kino mit einer Mischung aus amerikanisch-liberaler Romantik, Hyperemotionalisierung und moralischer Prägnanz verändert hatte, die Urszene des anthropomorphisierten Crazy-Creature-Slapsticks aber zu verdrängen begann. Nicht erst nach Walt Disneys frühem Tod im Jahr 1966, nur elf Jahre nachdem der auch aus heutiger Sicht extrem risiko

Liebe ist…

… das, was darüber hinausgeht.

Manche empfangen, andere nicht

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Wenn ich aus dem Fenster schaue, blicke ich auf einen Friedhof. Dort liegen auch meine Großmutter und mein Großvater begraben. Ich besuche oft ihr Grab und mache dann noch einen Spaziergang. Es ist kein großes Feld, es liegen auch keine berühmten Zeitgenossen dort. Dennoch ist es eine Friedensstätte schon deswegen, weil hier, umgeben von mehreren Straßen, die sich um das Gelände schlängeln, manchmal paradiesische Ruhe herrscht. Das Schnaufen der Automobile, vereinzeltes Gehupe und Feuerwehrsirenen verkommen zu einem Geräuschwurm, der sich nur mit Mühe in den von vielen Eiben, Linden und Eichen umstellten Gottesacker hineinbohren kann.  Hier findet sich mit dem Krummen Pfuhl auch eine Trauerhalle im schönen Jugendstil, die unter Denkmalschutz steht, und wo zur letzten Erinnerung an meine Oma einer meiner Cousins auf der Gitarre „Tears In Heaven“ von Eric Clapton spielte.  Friedhöfe hatten für mich schon immer eine große Anziehungskraft: Hier benehmen sich die Menschen anders, alles ist

… denn sie wissen nicht, was sie tun

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Putin, noch einmal Trump, Europa im Griff aufsteigender rechtsnationaler Parteien: Wir nähern uns einem neuen Zeitalter der Kakistokratie, der Herrschaft der Schlimmsten. Was all die Politiker dieses Herrschaftstyps über ihre unterschiedlichen Charaktere hinaus eint, ist die Verachtung jeglicher Intellektualität (also des Zweifels und Nachdenkens), die Zerstörung jeder Form des öffentlichen Diskurses (Zorn auf Journalisten, Wissenschaftler, Künstler), die Abscheu vor all jenen, die keine Macht haben (also Außenseiter, Kranke, Zurückgewiesene) und das vollständige Desinteresse an Moral und Anstand (mit dem Credo: Was möglich ist, kann auch gemacht werden).

Der Engel der Geschichte

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Schreibweisen

Schreiben benötigt mehr als eine Perspektive. Wer nur aus dem Seelenvorrat schöpft, verpasst die Wunder und Widrigkeiten der Welt. Lediglich aus der Vogelperspektive zu beobachten, versperrt hingegen Einsichten ins Innerste.  In diesem Zusammenhang ist es recht interessant, dass alle großen Romanciers auch passable Essayisten sind, die meisten furiosen Gedankenspaziergänger aber eher lausige Erzähler.

Like A Rolling Stone

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Irgendwo zwischen Wilhelm Tell, „Uhrwerk Orange“, John Williams, den „Simpsons“ und „Akte X“ glomm der erste Funke. Meine Eltern spielten und hörten klassische Musik. Rossinis Ouvertüre in seiner Oper zum Schiller-Schauspiel wurde mir zum Herzensöffner für die Musik, weil es so rasant und entschlossen war. Es hatte Action, es erinnerte mich an vieles aus Zeichentrickserien, vielleicht wurde es in einem Looney-Tunes-Cartoon eingesetzt.  Derart begeistert, bekam ich von meinen Eltern den Soundtrack von „Uhrwerk Orange“ zu hören, weil dort nicht nur die „Diebische Elster“ zu hören ist, sondern auch die von Wendy (damals noch Walter) Carlos verfremdete Synthesizer-Version der Wilhelm-Tell-Ouvertüre. Wer glaubt schon, dass man auch für Töne zu jung sein könnte? Von Rossini war es wohl nur ein kleiner Schritt zu John Williams und einer Kompilation mit Stücken, die er mit dem Boston Pops Orchestra aufgeführt hatte. Meine erste CD. Film und Musik, zwei Leidenschaften, die sich ganz und gar gle

Glücksblicke

In der Schulzeit halfen manchmal ganz unschuldige Augen-Blicke über das Unbehagen hinweg, ohne Sinn und Verstand Lebenszeit zu verschwenden. Im Unterricht wanderte die Aufmerksamkeit von der wabernden Wissensmasse zu dem Augenpaar hinüber, das gegenüber nach einem Gleichgesinnten Ausschau hielt. Oder zufällig sich einladen ließ. Gefunden, einander begrüßt. Mit einem Lachen, das gleichsam einen lichtdurchfluteten Ausweg aus dem Bildungsgefängnis wies und für einen Moment den geradezu elektrisierenden Ausbruch aus dem Alltag sogar zur Möglichkeit erklärte. Ein beliebig wiederholbares Glück, das sich im Grunde mit jedem teilen ließ, der sich auf dieses Spiel einlassen wollte. Kommunikation, zwecklos und schön. Doch mit Überwindung der Schulmauern verblasste diese ganz eigene, selbstverständliche Lachkultur. Sie fand keine Fortführung mehr. Jedenfalls keine, die nur dieses einfache Wohlbehagen, diese Schicksalsflucht will. Stattdessen Lachen mit Vorzeichen: Albernheit, Witz, Flirt,