Posts

Prolog

Der feine Unterschied

Bild
Der Unterschied zwischen Melancholie und Depression, zwischen Trauer ohne Grund und Krankheit, hat die Menschen trotz sich verändernder Genie- und Gesundheitsdiskurse schon immer beschäftigt. Im mal größer, mal kleiner werdenden Spalt zwischen den beiden Polen offenbart sich die Würde, die eine Gesellschaft ihren Außenseitern und Versehrten zugesteht.

Zwei Arten

Ich glaube daran, dass es von einem bestimmten Standpunkt aus betrachtet nur zwei Arten von Menschen gibt. Es gibt jene, die glauben, alles wäre im Grunde ganz einfach und man müsste deshalb jede Schwierigkeit auf eine geeignete Art lösen können.  Diese Menschen bemühen sich, alles Komplizierte mit einfachen Worten zu erklären.  Sie sind auch davon überzeugt, dass alles mit einfachen Worten erklärbar ist.  Sie glauben daran, dass im Grunde alles erklärbar ist.  Es gibt aber auch solche Menschen, die glauben, alles wäre eigentlich viel komplizierter, als bisher angenommen, und deshalb sind manche Lösungen für ein Problem wieder nur der Beginn eines neuen Problems und so fort.  Solche Menschen bedienen sich komplexer Sätze, um ihre Erkenntnisse klar zu machen.  Sie klären damit oft überhaupt nichts.  Aber meistens weisen sie auch darauf hin, dass es für bestimmte Probleme gar keine – oder eben nicht nur eine Lösung gibt.  Diese M...

Größe der Stille(n)

„Wer stark ist, kann es sich erlauben, leise zu sprechen.“  Theodore Roosevelt

Liebeserklärung an „American Beauty“

Bild
Wer hätte je gedacht, dass es möglich sein könnte, wegen einer Plastiktüte Tränen zu vergießen? „American Beauty“ ist ein Film wie kein anderer. Er schüttet mit ungeheurem Feingefühl (und vielen treffenden Sprüchen) eine Riesenportion Melancholie über seine Figuren aus und beobachtet genüsslich, wie sie sich, mehr schlecht als recht, freischwimmen. Natürlich ist da Lester Burnham, diese vom Leben kleingestampfte Wiederkehr von Nabokovs Humbert Humbert, der sich vom amerikanischen Traum, gelinde gesagt, verarscht fühlt und nun wie ein pubertierender Teenager gegen den eigenen Untergang ankämpft. Ein armes Würstchen („Sehen sie mich an: Ich hole mir unter der Dusche einen runter. Dies ist der Höhepunkt meines Tages. Von hier an geht's nur noch bergab“) – aber trotzdem keiner dieser Jammerlappen, wie sie in all den Hipster-Filmen und Midlife-Crisis-Erkundungen dahinvegetieren. Regisseur Sam Mendes und Drehbuchautor Alan Ball gelingt es vorzüglich, den Zuschauer mit ins Boot z...

Gefallener Engel

Bild

Du bist nicht mehr da, wie kann das sein?

Eben hast du noch am Fenster gestanden und hinaus geschaut. Du hast aus dem Zuhause, deinem Reich, in die Welt geblickt. Du hast streunende Katzen beobachtet und den Nachbarn beim Rasenmähen. Du hast die Straße im Blick gehabt, die kleine vor der Haustür, die große neben dem Balkon. Nichts entging dir. Während andere lauern müssen, warst du immer schon da, wenn etwas passiert ist.  Ich habe sehr viel von dir gelernt, wie man beobachtet. Du hättest das gewiss niemals eine Kunst genannt, es war dir eine Notwendigkeit, um DABEI zu sein.  Ich glaube, du hast davon auch nicht gelassen, wenn wir im Restaurant saßen. Das taten wir oft, viele hunderte Male. Hier besprachen wir die Kleinigkeiten des Lebens, manchmal das Ungemach in der Familie, viel öfter aber, was „die Politiker in Berlin“ so trieben. Du aßt oft das selbe und ich tat es dir nach, weil es wichtig ist, dass man Dinge immer wieder tut und sich nicht dafür schämt. In den letzten Jahren trankst du immer einen Cognac danach...

Helfen statt herrschen

Bild
  Nachdem Charlie Chaplin von den schrecklichen Gräueltaten der Nazis erfuhr, vom Holocaust, von der Verfolgung und Tötung von Minderheiten, von der Vernichtung des politischen Feindes, bat er um Entschuldigung für seinen Film „Der große Diktator“. Er sei der hässlichen Fratze des Schreckensregimes nicht angemessen gewesen.  Mehr als 80 Jahre nach dem Kinostart am 15. Oktober 1940 steht diese gloriose, bissige und dennoch zutiefst humanistische Komödie immer noch als strahlendes Beispiel für eine Kunst, die gleichsam das Tor zur Wahrheit aufreißt und sich dennoch nicht über die Menschen erhebt, die verführt worden sind. Stattdessen wird ihnen mit den Mitteln der Satire und der Offenlegung des Absurden die Hand gereicht.  Ein jüdischer Friseur wird aus Versehen zum Führer Die Geschichte von „Der große Diktator“ ist jedem bekannt, der mehr als einen Schwarz-Weiß-Film im Leben gesehen hat: Diktator Anton Hynkel ist der Anführer von Tomanien und bereitet hinter dem Rücken des...

Nimmermehr

Bild
Früher waren die Menschen einfacher zu erschrecken.