Gefälle
Krisengewinne, Strukturwandel, Immobilieninflation, Finanzialisierung, überhaupt die Globalisierung – es gibt viele Gründe, warum reiche Menschen in den letzten Jahrzehnten immer wohlhabender geworden sind. Die Armen werden dabei nicht zwingend ärmer, aber sie werden relativ abgehängt. Der Verlust gemeinsamer kultureller Maßstäbe – was heute als Erfolg, Teilhabe oder Bildung gilt – sorgt zusätzlich dafür, dass sich immer mehr Menschen als benachteiligt wahrnehmen und Armut zunehmend als persönliches Schicksal hingenommen wird. Soziologen und Ökonomen halten dem das alte Versprechen der Bildung als Möglichkeit zum sozialen Aufstieg entgegen. Doch der digitale Wandel, verstärkt durch den Fortschritt künstlicher Intelligenz, spaltet auch diese Hoffnung. Während die einen die neuen Werkzeuge nutzen, um Wissen zu mehren und ihren Alltag effizienter zu gestalten (was ökonomische und zeitliche Vorteile mit sich bringt), richten sich andere in einer digitalen Verelendung ein, die ihnen zwar unablässig Unterhaltung und Selbstbestätigung liefert, jedoch nur zum Preis einer gesellschaftlichen Scheinteilhabe und einer verarmten Allgemeinbildung.