Posts

Es werden Posts vom August, 2025 angezeigt.

Hingeschaut, geschwiegen

Ein Beobachter, der alles verrät, was er sieht, ist ein schlechter Beobachter, denn er nimmt sich so die Möglichkeit, noch genauer hinzusehen.

Geteert und gefiedert

Wir werden unablässig von Krähen beobachtet.

Wir amüsieren uns zu Tode

Bild
Kinder lachen 300 Mal am Tag, sagt man. Ganz einfach nachzuweisen ist das nicht, die Studienlage ist brüchig. Die Großen, so heißt es, giggeln tagsüber gerade einmal 30 Mal (was bei 6-8 Stunden Schlaf nicht einmal ein Lacher in 60 Minuten ist).  Vielleicht tun sie es inzwischen sehr viel häufiger, nur blicken sie dabei nicht in andere Augen, sondern auf einen Bildschirm. Da werden Memes und Videos gefeiert, doch es ist meist keine spontane und unbefangene Erheiterung wie bei den Kleinen im Spielmodus.  Stattdessen entlädt sich höchstens ein belustigtes Mundwinkelzittern. Kein Wunder: Es ist kein Feixen mit anderen (interpersonales Lachen), es gebärdet sich als Selbstlachen (Stimuluslachen), das durch permanente Wiederholung immer gleicher Affekte erzeugt wird. Weil es nur einen schwachen Reiz auslöst, muss es unaufhörlich wiederholt werden, damit ein Befriedigungseffekt erzielt wird. Die Folge: Wir haben das Gefühl, uns ständig amüsieren zu MÜSSEN. Passend zu den Algorithmen,...

Auszug

Bahn. Höre Gil Scott-Heron, lese Paul Jandl über TB (muss die von Arno Schmidt nachholen), beobachte ein Mädchen im rosa Kapuzenpullover, das minutenlang mit der Akribie einer Sachbearbeiterin Leberwurstbrote schmiert und geschälte Gurkenstücke darauf verteilt.

Spürhunde

Es gibt Menschen, die den zwanghaften Drang haben, andere Menschen zu entlarven.

Freiheit des Geistes

Wer dem Leben verstehend begegnen will, hat keine Alternative zu einem offenen Herzen. 

Idioten

Heute neigt man dazu, aus jedem seltsamen Verhalten gleich ein Krankheitsbild abzuleiten. Und wenn es noch nicht existieren sollte, zimmert man es sich als schillernde Metapher. Dabei ist es doch so: Menschen, die unfähig sind, sich zurückzunehmen, die keine seelischen Schmerzen ertragen, dafür aber Herabsetzung und Erniedrigung an jeder Ecke beklagen, die zur Dankbarkeit keine Anlage haben und Demut nur als Teil einer Yoga-Übung verstehen, die nach Anerkennung lechzen, aber für Lob zu fantasielos sind, die Scham nur als körperliches Brennen, aber nicht als geistige Regung kennen, die Erotik mit der Gier nach Körperlichem verwechseln, und sich sowieso bei allem erst einmal mitgemeint fühlen müssen, um Interesse zu entwickeln, sind, ganz einfach gesagt, Idioten.

Wut

Bild
 

Zwei Zutaten

„Gibt es schließlich eine bessere Form, mit dem Leben fertig zu werden, als mit Liebe und Humor?“ Charles Dickens

Nicht dass ihr noch glücklich seid…

Manchmal ist Sprache eben doch entlarvend. Das deutsche Wort „Kindergarten“ existiert in unterschiedlichen Ausführungen in mehr als 30 Sprachen. Es ist, vereinfacht gesagt, einer der erfolgreichsten Exportartikel der deutschen Sprache. Das ist verständlich. Was verbinden sich nicht alles für tiefgreifende Assoziationen mit dem Kindergarten: eine Krabbelstube, in der die Kleinsten geschützt vor den Wirbelstürmen des Gesellschafts- und Privatlebens laufen, sprechen, Kindsein lernen dürfen; ein Hort des ersten gemeinsamen Beschnupperns und Verstehens; ein gut gehegtes Paradies, das Zwergen Zeit schenkt zu wachsen. Würde die Erinnerung die Sprösslinge nicht so sehr an der Nase herumführen (tragischerweise hat man später kaum Anhaltspunkte über die vielleicht unbeschwerteste Zeit seines Lebens, erst die Angst beginnt Erfahrungen in Stein zu meißeln), der Kindergarten wäre auf ewig eine Utopie des gelungenen, von allen Sorgen befreiten Zusammenlebens. Aber was machen die techno...