Smartphonezombies

Wer auf sein Smartphone starrt, enterotisiert sich. Ein angestrengter Blick auf einen flimmernden Bildschirm, dem von außen zunächst kein Sinn zugeordnet werden kann, kennt keinen Charme, macht nicht neugierig, er hat nicht einmal etwas Vergeistigtes. Er bleibt stets ein zweckfreies Starren. 



Immerhin ist der Blick auf andere Geräte in der Regel mit Arbeit oder einem zielgerichteten Vergnügen verbunden, sei es nun ein Computer, ein Fernseher, ein Laptop oder sogar ein Tablet. Auch wer telefoniert, vermittelt anderen Menschen, dass er etwas tut, das nur ihn und denjenigen angeht, der an der anderen Seite der Strippe hängt. 

Doch das Smartphone bildet hier eine Ausnahme, mobilisiert es doch Sehnsüchte, Kommunikation, Informationsbedürfnis und was auch immer die Apps hergeben auf den schnellen, akkuzerrenden Hingucker zwischendurch. Der Handynutzer ist nur und ausschließlich mit sich selbst beschäftigt - selbst wenn er über SMS, WhatsApp, Facebook oder andere Diensten mit anderen Menschen kommuniziert. 

Doch alles, was zwischendurch mit einem Gerät geschieht, was in der Öffentlichkeit oder zuhause sich lediglich auf einem Bildschirm ereignet, dessen Inhalt sonst niemand sieht, ist schlicht unattraktiv. 

Jeder Blick auf ein Smartphone entzieht seinem Nutzer das Potential, auf andere Menschen auf welche Art auch immer zu wirken. Der Kalauer über die zunehmende Schar an „Smartphonezombies“ ist gar nicht witzig, sondern eine präzise Zustandsbeschreibung. Es spielt noch nicht einmal eine Rolle, was sich auf dem Handy wirklich abspielt, also wie es genutzt wird.



Die Gefahr droht gar nicht einmal nur jenen, die andere (fremde) Menschen vielleicht gerne auf sich aufmerksam machen würden und durch den Blick auf das Smartphone in der Öffentlichkeit zum Profilbild ihrer selbst verkommen. Vielmehr bedroht die freiwillige Enterotisierung nach täglich stundenlanger Smartphone-Session ohne Sinn und Verstand vor allem das, was zwischen zwei Menschen sein könnte, die Bett und Leben teilen. 


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