David Lynch von A-Z: Labyrinth

Worin besteht das Vergnügen, sich in einem künstlich angelegten Garten zu verirren, der möglicherweise viele oder gar keine Ausgänge hat? David Lynch ist der Großmeister der filmischen Labyrinthe. Seine Erzählungen sind verschachtelt („Mulholland Drive“), kennen unendlich viele Plot Points („Twin Peaks“), führen die eigenen Hauptfiguren in die Irre („Lost Highway“) und in einen undurchsichtigen Zitate-Dschungel der Popkultur („Wild At Heart“) oder des eigenen Werks („Inland Empire“). 



Damit kommt David Lynch die Rolle eines prophetischen Künstlers zu, der mit den Mitteln des postmodernen Kinos die Komplexität einer Welt beschreibt, die ihren eigenen Diskursen nicht mehr entkommen kann („Das ist eine Schlangenlederjacke. Sie ist ein Symbol meiner Individualität und meines Glaubens an die persönliche Freiheit“, Sailor in „Wild At Heart“). 

Man kann sich in diesen kunstvollen Labyrinthen, die nicht selten einer gewissen Traumlogik folgen, mit wohligem Schauer verlieren. Man kann sie aber auch fürchten, weil sie in ihrer Konstruktion hyperrealer Tableaus keine (moralischen) Auswege zulassen. 

Alles scheint hier Pose, Rätsel, endlos geflochtenes Band. 

Als Lynch 1990 bei den Filmfestspielen in Cannes die Goldene Palme gewann, warf man dem Regisseur Zynismus und ein vollständig leeres Programm vor. Die Kunstfertigkeit des Amerikaners besteht aber darin, die Zeichen der Zeit zu lesen – und sie mit der Sprache des Films in Flammen aufgehen zu lassen.

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