Angstblüten: Bulldoggen

Abécédaire der Albtraumgewächse


Bulldoggen 

Fletsch! Diese Viecher. Grobschlächtig. Roh. Winselnd. Treuherzig schauen sie drein. Aber sie haben es immerzu auf deine Hände abgesehen. Daher habe ich sie früher nie in ihre Richtung geschwenkt. Der Dackel, dieser fiese Verräter, der mir auf dem Weg zur Schule immer entgegengekommen ist. Bellend.

Beifuß! Sie sind abgerichtet aufs Jagen, Schnappen, Zubeißen, Fressen, Kuscheln, Spielen, Dasein. Sie können nicht allein sein. Traurige Existenz. Sie gleichen den Menschen. Irgendwann werden sie auf zwei Beinen stehen. Schwankend. Vielleicht lernen sie auch einige Worte zu sprechen. Jaulende Buchstaben.

Knurr! Keine Gnade. Nur Herrchen und Frauchen werden geduldet. Und ein paar Streicheleinheiten fremder Hand.

Fass! Vor der Höllenpforte sitzt stolz und auch ein wenig gelangweilt der Zerberus und wartet auf Besuch. Immer wieder fahren sich die drei Mäuler gegenseitig an, als hätten sie für einen Moment vergessen, dass sie auf ewig eine Schicksalsgemeinschaft bilden. Mit starrem Blick werden Ankömmlinge ins Visier genommen. Sie sollten jetzt lieber keine unüberlegten Schritte tun, denn das Vieh beißt dreifach tot, was ihm in die Quere kommt. Es kann nicht anders. Die Höllenschluchten sind sein Zufluchtsort. Woanders wäre es verloren. Herrenlos. Weg.

Hol’s! Unbeschreibliches, dumpfes Glück. Ein Wurf, hinterher, zurückgebracht. Und noch einmal. Und noch einmal. Kein Ende in Sicht. Reines, grundgütiges, sinnfreies Glück.

Platz! Ein blühendweißer Maremmano hat mir längst die Furcht genommen. Ein Kalb von einem Hund. Hechelnd, mit sanftem Blick, vielleicht ein wenig dumm, auf jeden Fall anhänglich, freundlich, sabbernd. Vielleicht auch kein Hund.

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