Die Apokalypse wird nicht eintreffen

Konziser, dringlicher muss es sein. Wenige Zeilen, dafür Bilder. Alle sprechen von Veränderungen, aber vor den Taten stehen immer die Worte. Wo sind die brenzligen Sätze? Weitergehen, oh Leben – heißt Zäune bauen, um den Wohlstand und die Sicherheit vergangener Tage zu retten. Wozu retten, was fault und stinkt? Die Zukunft wartet. Sie ist eigentlich die Gegenwart, die es zu besetzen gilt. Doch stattdessen: kollabieren in die Gegenwart. Ja, das ist es – in die Gegenwart hineinstürzen, ohne Netz und doppelten Boden. Wo sind die Manifeste? Und wenn es sie gibt, warum sind sie so zahm oder bestenfalls Parodien auf die großen Manifeste einer längst verblichenen Epoche?

Überall brennen die Zeichen, nur keiner merkt’s. Die Zeichen sind zur Realität geworden. Die Scheiße fließt ins große Meer – und sie bringt den Tod. Trotzdem: weiter graben, weiter bohren. Schreien, weinen, vielleicht auch beten, damit alle zuhören und endlich die Augen öffnen. Apokalypse, das ist kein Zustand, sondern ein Modell. Für den vom Tod getriebenen ist es eine Utopie. Aber die Apokalypse wird nicht eintreffen. (Die Welt wäre allerdings eine bessere, wenn mehr Menschen apokalyptisch denken würden.)



Alle Begriffe, alle Bilder sind doch da. Man muss sie nur in die Hand nehmen und ordentlich durchkneten. Wo sind die Neologismen, die garantiert kein Wörterbuch aufnimmt? Überschriften, Zitate, auch mal eine Unterschrift setzen, die lesbar ist. Links denken, rechts fühlen: Wo ist das Zentrum unseres Handelns? Es war mal das Herz, nun ist es das Hirn. Aber das Hirn pocht nicht, es ist nicht mechanisch. Es funktioniert elektrisch. Es pulsiert. Es ist ein labyrinthisches System, verworren, komplex, undurchdringbar. Hat schon jemand danach verlangt, das Hirn zu fühlen, das Hirn zu denken?

Stattdessen zurück zum Herzen, aber nicht aus nostalgischen Gründen. Statt traurig und verzweifelt das System zu dechiffrieren, sollten wir uns, um neue Plateaus zu erreichen, an die Ströme koppeln.

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