Requiem

Oh welch garstiger Anblick. Vor meinem erschrockenen Auge liegt ein toter Vogelkörper. Vermutlich eine Amsel. Die kleinen Äuglein geschlossen, die Flügel schlaff, die Zehen sich windend verzweigt. Ich hielt mit all der Kraft meines Herzens inne. Es scheint, so oft man sich auch des Blickes auf ein totes Lebewesen gewahr wird, immer wieder eine so unendlich schmerzliche Situation zu sein, zu begreifen, welches Leid, welche Macht hinter diesem Prozess liegen muss, dessen Essenz wir nur hinter der allumfassenden Angst vor dem Tod erahnen können. Ich nahm ein Taschentuch, das Tier in die Hand, um es zu beerdigen. Jedes Lebewesen hat es verdient mit Würde behandelt zu werden. Ein Gebet beschloss den Akt des Abschiednehmens. Nur Minuten später: Ich höre das vollständige Requiem Mozarts.
Bedächtigkeit.

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