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Es werden Posts vom August, 2024 angezeigt.

Alltäglich wunderbar

„Die wahre Lebenskunst besteht darin, im Alltäglichen das Wunderbare zu sehen“, sagte die amerikanische Schriftstellerin Pearl S. Buck. Der Melancholiker entdeckt hingegen auch im Wunderbaren das Alltägliche.

The Angriest Man In The World

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Leider fehlt mir das Talent zum Zeichnen. Doch wenn ich einen Comicstrip entwickeln würde, dann könnte er nur ein Thema haben: Wut. Keine Gefühlsregung beherrscht die Menschen in diesen Zeiten so sehr. Überall aufgestellte Nackenhaare, sich blähende Nüstern und puterrote Gesichter. Manchmal braucht es nur ein simples Stichwort und grundgute Kreaturen fahren aus der Haut. Ich weiß nicht, warum das so ist - aber die Omnipräsenz solchen nicht selten hirnlosen Ingrimms birgt erstaunlich komisches Potenzial. Jemand, der seinen Zorn hinausblökt, macht sich immer lächerlich. Egal, ob er nun recht hat mit seiner Raserei oder nicht. Zorn kennt keine Dezenz, er wiederholt performativ stets dieselben Gesten und Geifereien und ist daher immer theatralisch. Das macht ihn verdächtig. Und auf eine abstrakte, tragikomische Art erkenntnisstiftend. In meinem Comicstrip würde es nur einen Schauplatz geben: das ausgesprochen große, gemütlich anmutende Sofa einer kleinen Familie. Auf der linken Sei

Gefahrenfahrt

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Die Taxifahrerin, die seit mehr als 30 Jahren täglich durch die Nacht fährt und dabei stets mit einem mulmigen Gefühl in ihren Wagen steigt.  Welcher unberechenbare, aggressive Gast könnte als nächstes kommen? Wer wird Ärger machen, wer sieht nur danach aus? Resolut sagt sie, dass sie jeden Angreifer gleich mit ins Grab nehmen würde, zur Not mit ihrem Mercedes als rollender Waffe. Einmal, so erzählt sie, habe sie in den frühen Morgenstunden die Vorstandsvorsitzende eines großen Konzerns chauffiert. Die habe ihr volltrunken auf die Rückbank gepinkelt. Ein Schaden von 500 Euro, der sofort beglichen wurde. Allerdings erst, nachdem die Polizei kam. Nicht das erste Mal in ihrer Fahrtzeit.

Notwendigkeiten

Das, was man (wirklich) nötig hat, ist nie etwas, das einem ein anderer beschaffen muss. 

Das Lächeln der Rowlands

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Sonnenbrille auf der Nasenspitze,  Verdeckt vor einer gramgebeugten Welt.  Sie schaut in deine Augen, rümpft die Nase  Presst die Lippen fad zusammen.  Quäl’ sie nicht mit deinen Sorgen,  Sie schaut sonst nur immer trüber drein.  Die Zigarette schlecht gerollt,  Das Haar geföhnt und akkurat gewellt,  Der Teint wohl einfach so dahingetupft,  Mühelos und trotzdem fahl.  Schenk’ ihr bloß das Bier nicht nach,  Sie wird damit sofort den Tisch begießen.  Dann wird sie fauchen, später brüllen,  Bis ihr die Kehle matt geworden ist.  Ein andrer hat sich dann schon zu ihr hingedreht.  Er sitzt in deinem Rücken,  Du siehst ihn einfach nicht.  Mit blitzeblanken Augenzähnen  Versucht er sich als stiller Don Juan.  Obwohl du weißt, dass sie derlei Übel  Oftmals genug beiseite sprengt,  Überfällt dich oft, gib’ es nur zu,  Ein heiseres Gefühl von Fremdenzorn.  Immer noch lauscht sie den Tiraden,  Spannt die Wangen, lüpft die Stirn.  Dann

Nackt im Teich geschwommen

Hast du schon einmal geträumt,  Wie du in den Spiegel blicktest:  Spinnen krabbelten dir über den Bauch,  Und fast musstest du schreien, als du sie sahst.  Mit gesenkten Lidern wünschtest du dir herbei  In einem jener Filme zu sein,  In denen einer ohne Gesicht, einfach so, Eine Pistole aus der Manteltasche zerrt,  Um ganz ohne Gewissen und wie im Schlaf  Eine Kugel in die blaue Luft zu schlagen.  Dann bist du wieder ein Kind,  Spritzt mit Wasser und wirfst mit Schnee.  Die mahnenden Finger weit am Horizont,  Nur unbewegliche Felsen, oftmals stumm,  Können dich kaum daran hindern, zu glauben,  Für einen Moment Herr zu sein Und in der Lage, Menschen in Tiere zu wandeln,  Nur mit einem schwebenden Blick.