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Es werden Posts vom 2011 angezeigt.
Close Up (18): Ästhetik des Verschwindens
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Close Up (1): Ein Fotograf sieht und drückt drauf
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Obszönitäten unserer Epoche
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Es ist obszön: Ein 32-jähriger Mann plant neun Jahre einen terroristischen Amoklauf, schreibt über drei Jahre ein wirres Pamphlet mit einem unfassbaren Umfang von 1516 Seiten, inszeniert sich im Internet als faschistischer Märtyrer-Ritter, und schafft es in wenigen Stunden, eine ganze Nation zu verwunden, in dem er eine Autobombe im Regierungsviertel Oslos explodieren lässt, um dann seinen zerstörerischen Tötungstrieb auf einer kilometerweit entfernten Insel mit dem wahllosen Erschießen von Jugendlichen fortzusetzen. Wie will eine Gesellschaft, höchstens noch vorbereitet auf den hasserfüllten islamistischen Terrorismus, auf die Monströsität einer solchen Handlung reagieren, die ihren Zweck nur darin hat, Nachahmer zu finden? Wie will das Strafrecht auf diesen narzisstischen Wahn reagieren, wo sich doch kein Referenzwert finden lässt?
Eine kleine Klangphilosophie
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Über die Kunst der größten Live-Platte aller Zeiten: „The Name Of This Band Is Talking Heads“ Ursprünglich waren es nur 17 Songs. Inzwischen befinden sich auf der CD-Version von „The Name Of This Band Is Talking Heads“ 33 Songs, die zum Teil keinen Platz auf der Vinyl-Version fanden oder nicht zur Veröffentlichung bestimmt waren. 33 Songs, die Live-Versionen des (frühen) Werkkatalogs von 1977-1979 mit jenen des kommerziellen Durchbruchs in den Jahren 1980-1981verbinden. Keine Frage, es ist der mit Worten schwer zu umschreibende, glasklare Klang, der diese Platte zum Ereignis macht. Die verquere Mixtur der musikalischen Einflüsse der New Yorker Band – von Postpunk über Afro-Beat bis hin zum Funk – wird hier technisch so herausragend präsentiert, dass sich nicht nur das „Live-Gefühl“ erleben, sondern auch die Produktion des Klangs mittels beeindruckend ausbalancierter Aufnahmetechnik mit den eigenen Ohren nachempfinden lässt. Der Bass ist dort, wo er hingehört, das Schlagzeug t
Über den Wert des festgehaltenen Live-Augenblicks
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Live-Alben sind ein Ding der Unmöglichkeit. Bestenfalls erinnern sie an die Aura eines flüchtigen Moments, der nun einmal ein Konzert zu einem einmaligen Erlebnis macht. Meistens handelt es sich um gekürzte Rekapitulationen von mehreren zusammen geschnittenen Konzerten, die zumindest einen Eindruck von dem Live-Zustand eines Musikabends geben sollen. Das allein macht Live-Alben nicht zur Unmöglichkeit. Puristen könnten sich über die erst im Nachhinein produzierte Illusion eines Konzerts aufregen, aber der Umstand, dass zum Beispiel Songs dreier verschiedener Gigs zusammengekleistert werden, liegt in der technischen Natur der Dinge. Live-Alben sind aus mehreren, ganz unterschiedlichen Gründen zum Scheitern verurteilt. Was ist denn die Aufgabe eines Live-Albums? Zunächst sollte es einen möglichst authentischen, transparenten akustischen Eindruck davon geben, wie eine bestimmte Band oder ein Musiker „live“, das heißt unabhängig von den Schönfärbereien der Studiotechnik, klingt. Das
Denken heißt Angst lernen
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Es geht alles so schnell, wie soll man dagegen ankommen? Schneller schreiben, lesen, denken. Kürzer und prägnanter formulieren, auf kleinem Raum in die Tiefe bohren. Kaum möglich. Wir können die Rasanz der Ereignisse (die Geschwindigkeit der Bilder) nicht unserem Denken (unseren Medien) anpassen. Wir müssen mit unseren Gedanken und vor allem mit unseren Gefühlen den Gegebenheiten ins Auge blicken. Nur weil die Welt unverständlicher und labyrinthischer, unsicherer und unfassbarer wird, heißt das nicht, dass wir, so wir denn an dieser Weltgesellschaft teilhaben wollen (und akzeptieren können, dass wir wegen unserer global vernetzten und global agierenden Ökonomie zu einer globalisierten Gesellschaftsordnung ohne Ausstieg in die Vergangenheit verpflichtet sind), auch in solchen Kategorien denken müssten. Unsere Gedanken werden von den Medien bestimmt, die uns informieren. Unsere Gefühle werden von der Zwangsläufigkeit der Ereignisse, die uns etwas bedeuten und vor allem bedeuten müs
Richter und Geiger
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Wenn schon die Bilder entsetzlich strahlen und die Angst all jene ergreift, die nur atemlos ferne Zeugen einer Katastrophe sind, für die es bisher keine Worte gibt, wie muss es dann erst denen gehen, die alles verloren haben und sich nun dennoch vom Tod verfolgt sehen? Erst zittert die Erde, dann rollt die schwarze Flut über das Land hinweg, reißt alles mit sich, was sich ihr in den Weg stellt. The Big One 8,4 – 8,8 oder 9,0? Nur Zahlenspiele als Ausdruck für die Gewalt, mit der sich die Erdkugel verändert. Ich denke mir: Vielleicht es ist es das große Ding. Ein Ereignis, das alles verändert. Da hatte noch niemand von Störfällen in Kernkraftwerken gesprochen. Auf jeden Fall war es The Big One. Das Ereignis, auf das alle gewartet haben. Das Ereignis, von dem sie alle gehofft hatten, dass es nie eintreten werde. Es ist eingetreten. Mächtiger als es sich irgendein Mensch ausmalen konnte. Es bleibt keine Zeit, die Toten zu zählen. Ganze Städte wurden ausgelöscht. Tausende werden verm
Guttbye (5)
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Wer ist Doktor Karl-Theodor zu Guttenberg? Warum schönt ein Kind guten Hauses seinen Lebenslauf? Ist das Haus „zu Guttenberg“ vielleicht gar kein so gutes Haus? Empfindet Karl-Theodor zu Guttenberg einen Kontrast zwischen seiner öffentlichen Wahrnehmung und seiner eigenen Selbsteinschätzung? Ist Karl-Theodor zu Guttenberg vielleicht gar nicht bewusst, dass er plagiiert hat, oder hält er es, wie man seinen Äußerungen entnehmen könnte, für eine Lappalie? Wenn er schon in diesem Umfang plagiiert hat, war es dann lediglich in seinem Interesse, den Doktorgrad für den Briefkopf zu erringen? Zeugt es von Unverständnis für die Situation oder von bodenloser Arroganz, wenn Karl-Theodor zu Guttenberg glaubt, sich den Doktor-Titel selbst absprechen zu können? Ist Karl-Theodor zu Guttenberg ein Narzisst? Finden sich unter Politikern besonders viele Narzissten? Weshalb inszeniert ein Politiker sein Privatleben geradezu offensichtlich selbst, nur um genau diese Inszenierung seitens der Me
Guttbye (4)
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Welche Bedeutung hat das Bürgertum? Welche Werte vertritt es und welche Ziele verfolgt es? Ist der deutsche Adel von den Werten und Zielen des Bürgertums abgeschnitten? Wenn das so ist, verfolgt der deutsche Adel noch eigene Ziele und Werte? Vertritt er diese Werte öffentlich? Wenn das nicht so ist, lebt der Adel dann von einem Schein, der sich auf Vorstellungen beruft, die längst nicht mehr gelten? Warum fallen Menschen dann auf diesen Schein herein? Gibt es überhaupt ein Bürgertum? Wenn ja, gibt es noch ein Groß- und ein Kleinbürgertum? Gibt es überhaupt (noch) Schichten? Wenn dem so ist, kann man einer bestimmten Schicht angehören, aber dennoch die Werte einer anderen Schicht verfolgen? Sind Glaubwürdigkeit, Ehrlichkeit, Anstand und Aufrichtigkeit bürgerliche Werte? Ist Glaubwürdigkeit der größte Wert unter diesen? Ist „gute Erziehung“ auch ein bürgerlicher Wert? Wie sieht es mit dem Charakter aus? Kann man Werte auch inszenieren? Wenn Glaubwürdigkeit inszeniert wer
Guttbye (3)
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Wie steht es um die Wissenschaft? Warum überhaupt studieren? Ist die akademische Wissenschaft zum closed shop geworden? Oder war, ist und bleibt die Wissenschaft ein zwar gesellschaftlich bedeutsamer, dennoch aber von der Gesellschaft unabhängiger Gedankenkosmos mit eigenen Regeln und (möglicherweise veralteten) Vorstellungen? Was wäre Politik heute ohne Wissenschaft, also ohne all die vielen in Auftrag gegebenen Studien, Forschungsaufträge, Expertengremien? Sind die Methoden zur akademischen Bewertung einer wissenschaftlichen Arbeit ohnmächtig gegenüber der Vielzahl an Möglichkeiten, fremdes Gedankengut in die Argumentation einzubeziehen? Ist es vielleicht ein Irrglaube, dass eine wissenschaftliche Auseinandersetzung in heutigen Zeiten zu großen Teilen eine eigenständige Reflexion anbietet, die sorgsam die Ideen fremden Geistes abwägt und analysiert? Wäre es nun sinnvoller, die Analyse der gewaltigen Menge an wissenschaftlichen Dokumenten – die heute schon mit einem Mausklick
Guttbye (2)
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Wie halten wir es mit der Politik? Wann gab es das letzte Mal eine politische Debatte, die so gut wie jeder – mit einer eigenen Meinung – verfolgte? Wann wurde das letzte Mal ein Politiker im Bundestag als Betrüger und Hochstapler bezeichnet, ohne dass der Bundestagspräsident eingriff? Verliert das Volk wirklich vollständig das Vertrauen in die Politik? Wird Karl-Theodor zu Guttenberg als Politiker verehrt? Oder verehrt man seinen Status als unabhängigen, apolitischen Fürsten, der es sich jederzeit leisten könnte, dem ganzen Zirkus den Rücken zu kehren? Gibt es intellektuelle Politiker? War Karl-Theodor zu Guttenberg ein intellektueller Politiker? War Karl-Theodor zu Guttenberg vielleicht ein antiintellektueller Politiker und wurde gerade deshalb – weil er spontan, direkt und deshalb auch überheblich war – so sehr hofiert? Schließen sich das Intellektuelle und die Politik aus, weil der Intellektuelle immer dann Nein sagen muss, wenn es den Politiker zum Ja drängt? Haben die
Guttbye
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Nun ist er weg. Zurückgetreten. Zwei Wochen hat die Causa Guttenberg Deutschland bewegt. Aus dem Ursprungsverdacht, dass der beliebteste Politiker in diesem Land in seiner Dissertation mit dem Titel „Verfassung und Verfassungsvertrag: Konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und der EU“ einige Sätze aus Zeitungsartikeln abgeschrieben hat, ohne dies kenntlich gemacht zu haben, wuchs in wenigen Tagen die Gewissheit, einen vorsätzlich agierenden Plagiator – einen Hochstapler wie Felix Krull – entlarvt zu haben. Es ist alles über den vermeintlichen Popstar Karl-Theodor zu Guttenberg gesagt und geschrieben worden. In den meisten Fällen drehten sich die Kommentare aber um die gleichen Koordinaten: Guttenberg, der arrogante Baron von Gottes Gnaden; Guttenberg, der von drögen Politikfunktionären beneidete Sonderling; Guttenberg, der hochmütige Kanzlerkandidat der Zukunft; Guttenberg, der Politik-Soapstar; Guttenberg, der im Grunde apolitische Retter der Politik. Und so weiter. Aber fas
Ja(aaaaaaaa)!
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Glaube nicht, dass sich die großen, emotionalen, denkwürdigen und sublimen Momente häufiger ereignen. Sie sind selten und bleiben es ein Leben lang. Auf eine denkwürdige Nacht folgt höchstens eine freudvolle. In der darauf folgenden liegt man schon wieder betäubt nebeneinander, bestenfalls über die Größe der vergangenen Momente sinnierend und sich darin bestärkend, dass sie noch nicht vorbei sein können. Einem Triumph folgt manchmal große Kraft, nicht selten aber Trübsal. Kein Siegestaumel ist je wiederholbar, nicht einmal dann, wenn man alle Energie darauf verwendet. Die sinnerschütternde Lust mündet nur zu selten in einen genusserweiternden Höhepunkt. Nein, nein – man sollte die Erwartungen begrenzen, idealerweise sogar zerstückeln, um nicht Opfer einer blinden und obendrein hohlen Euphorie zu werden. Mache es anders: Fühle den Augenblick. Glaube an das Eine. Feiere die Ekstase. Zweifle immerzu an der Beständigkeit des Erfolgs. Denn jedes Glück verkleidet sich zwar als Versprechen,
Das Gesetz der Begierde (2)
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Das Sexuelle giert nach Details. Es fokussiert sich auf Augen, Füße, Haare, Bauchnäbel, Flüssigkeiten, Wunden, Kleidungsstoffe. Kurzum: Das Sexuelle sucht im Fetisch nach dem Höhepunkt. Aber noch einmal: ob es Mutters Brüste, Vaters Worte, die nackten Füße des Kindermädchens an Sommertagen oder die Gelüste am eigenen Stuhlgang sind – die Herkunft der Begierde verharrt im Nebulösen. Dieses Geheimnis ist die Stärke des Sexuellen. Seine Stärke markiert aber auch die Schwäche ihres Trägers. Das Sexuelle will gleichzeitig verwirklicht und abgetötet werden. Warum? Es entspinnt verführerisch einen Leitfaden für die perfekte sexuelle Choreographie. Zugleich will es aber inszeniert werden, immer und immer wieder! Wird seine Traumdramaturgie auch nur ansatzweise erfüllt, zeigt sich, dass der Idee nur ein schwächliches Szenario folgen kann. Post coitum omne animal triste est . Das Verlangte zeigt keine Wirkung. Und wenn es Wirkung zeigt, dann will es sofort wiederholt werden. Aber je öfter die
Das Gesetz der Begierde
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Das Sexuelle ist Schicksal. Es bestimmt die Sehnsüchte. Es koordiniert Freud und Leid der eigenen Lust. Es meint nicht Erotik. Das wäre nur das Verlangen nach dem Verlangen nach Sex. Es ist auch nicht zu verwechseln mit dem Akt selbst. Der Akt ist nur die Aufführung des Sexuellen, die, meist misslungen, Lust spendet, vielleicht sogar Befriedigung, in den seltensten Fällen aber Befriedung des Sexuellen ist. Das Sexuelle ist eine Wunschmaschine. Erst einmal in Betrieb genommen, lässt es sich nicht mehr abschütteln. Deshalb ist es auch gefährlich. Schon in früher Kindheit organisiert es sich, wird gefüttert von unzähligen Reizen. Nichts wird vergessen, alles bleibt abgespeichert. Viele Farben mischen sich über die Jahre zu einem einzigartigen grellen Farbton zusammen, der weitaus prägender ist als der eigene Name. Das Sexuelle ist das Vorspiel. Es ist der Kinofilm, der das große Spiel am Laufen hält: ein buntes Mosaik, das die Leidenschaft entzünden lässt. Aber es bleibt ein Rätsel,
OK Computer
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The Bends , OK Computer oder Kid A? Das ist eine der wichtigsten Fragen für Musikliebhaber. Ein Triumvirat großer Popmusik, eindeutig. Nur den allerwenigsten Bands gelingt es, drei Meisterstücke hintereinander abzuliefern. Radiohead ist es gelungen. Sie sind deshalb inzwischen zurecht eine legendäre Band. Meine Antwort auf die Gretchenfrage: OK Computer ! Schon allein wegen Paranoid Android. Mit keiner Platte dieser Welt kann man sich die Erfahrung kaufen, die man allein mit diesem Song macht. Es gibt keinen bekannten Popsong auf diesem Planeten, der so herrlich düster ausfranst. Der Wall-Of-Sound des Albums hat sich in nachdenklicher Verzweiflung eingerichtet, bearbeitet den Schmerz der Welt als wäre er Stoff für eine kakophonische Filmoper. Und wie alles verfugt ist. Man beachte die subtilen Übergänge zwischen den Songs. Von Karma Police zur Beschwörung von Fitter Happier und dann zu Electioneering. Das süßlich-zarte No Suprises, das wie ein Schlaflied für Kinder beginnt, um dann u
Express in die Hölle von Andrej Konchalovsky
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Wie John Voight, nachdem er aus einem Hochsicherheitsgefängnis in Alaska geflohen und auf einen aus 4 Lokomotiven bestehenden Zugkomplex gelangt ist, der bald führerlos durch die Schneemassen pflügt und nach einer Entscheidung der Bahnaufsicht in einen Graben dirigiert werden soll, auf der Lokomotive thront und die endgültige Freiheit gewinnt, weil er den ihn verbissen verfolgenden Gefängnisdirektor in der Lokomotive angekettet festhält und nun mit ihm zusammen ins weiße Nichts fährt. Dazu im Abspann Shakespeare, Richard III: „Selbst das wildeste Tier kennt doch des Mitleids Regung.“ „Ich kenne keins und bin deshalb kein Tier.“
Er
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Er ist auch schlecht rasiert. Sein Rucksack unterscheidet sich nicht von denen, über die er herrscht. Auch er muss mit dem Bus fahren – und findet keinen Sitzplatz. Er wünscht keinen guten Morgen, sondern wiederholt nur kurz den Tageszeitzustand. Er versucht sich zaghaft an einem Lächeln. Dann dreht er sich weg, um das Gleichgewicht zu bewahren, denn der Busfahrer kennt keine Rücksicht. Beinahe wäre er gestürzt.